News aus dem Thurgau
2 Jahre Krieg in der Ukraine

Ein glückliches Leben

von Cornelia Brunner-Scherrer
min
29.01.2024
Im Februar jährt sich der Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal. Oksana Kusmina hat in ihrer Heimat alles verloren – mitgebracht in die Schweiz hat sie Mut, Ausdauer und Leidenschaft. Die Musikerin erzählt von ihren Erfahrungen in der Schweiz und wie ein alter Traum in Erfüllung geht.

«Die Schweiz hat mir Schutz vor dem Krieg gegeben», erzählt die Klavierlehrerin Oksana Kusmina aus der Ukraine. Und Arbeit: Seit dem 1. Januar 2024 hat sie einen Vertrag mit der evangelischen Kirche in Gachnang als Organistin in Teilzeit. Eine glückliche Fügung. Diese Stelle war gerade freigeworden. Bisher hatte sie als Vertreterin georgelt.

Geholfen, sich in der Schweizer Arbeitswelt zurechtzufinden, habe ihr auch, dass sie vor 24 Jahren als Au-pair in Deutschland gelebt habe. Der Westen und die deutsche Sprache sind ihr nicht fremd. Zudem werde ihr viel Vertrauen entgegengebracht aus ihrem Umfeld. «Ich habe wunderbare Leute neben mir, die mir Kraft geben.» Seit zwei Jahren lebt sie mit ihrer Tochter bei Familie Schüz im Gachnanger Pfarrhaus.

Ukrainer sind schüchtern und zurückhaltend. Sie müssen erst lernen, ihr Interesse zu zeigen und keine Angst zu haben mit den Menschen zu kommunizieren.


«Interesse zeigen lernen»
Ukrainerinnen rät sie, den Mut zu haben und sich zu interessieren für das neue Arbeitsumfeld in der Schweiz. «Ukrainer sind schüchtern und zurückhaltend», erklärt Oksana Kusmina. «Sie müssen erst lernen, ihr Interesse zu zeigen und keine Angst zu haben mit den Menschen zu kommunizieren.»

Zudem sei es wichtig, bei der Stellensuche im Internet dranzubleiben. Selbst hat sie über 200 Bewerbungen geschrieben – und auf wenige davon eine Reaktion erhalten. «Da muss man dann das Gefühl aushalten, nicht zu genügen», beschreibt sie ihre Erfahrungen. Denn: Es sei immer noch schwierig, mit dem Status «S» eine Arbeitsstelle zu bekommen, selbst mit langjähriger Berufserfahrung und sehr guten Deutschkenntnissen. «Doch es gibt immer Lösungen, wenn man danach sucht», betont sie.

Besonders schätzt Oksana Kusmina auch, dass sie in der Schweiz auf Augenhöhe wahrgenommen wird. Eine Erfahrung, die sie auch als Übersetzerin bei Gesprächen für die Gemeinde Gachnang gemacht hat. Oksana ist dankbar für die verschiedenen und vielseitigen Teilzeitjobs, die es ihr erlauben, ohne Sozialhilfe auszukommen.

Ein Traum wird Realität
Nebst ihrer Arbeit als Organistin arbeitet sie bereits wieder als Korrepetitorin an verschiedenen Musikschulen und erteilt vertretungsweise Klavierstunden. Aktuell bildet sie sich weiter zur Kirchenmusikerin im berufsbegleitenden Studiengang Kirchenmusik mit Schwerpunkt Orgel an der Diözesanen Kirchenmusikschule St. Gallen. Orgel spielen: ein alter Traum von ihr. In der Schweiz wird er nun Realität.

Im Gegensatz zum klassischen Musikstudium in der Ukraine bekomme sie mit dem Studium der Kirchenmusik einen anderen Blick auf die Musik. Die Stunden an der Musikschule seien geprägt von Unbeschwertheit, Konzentration und freudiger Erwartung. Sie treffe dort Menschen, die Musik lieben. Kusmina fasst zusammen: «Ich führe ein glückliches Leben.»

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