Präsident mit Kontakt zur Basis
Von Brunhilde Bergmann
Ob er im heimischen Garten in Frauenfeld Oberkirch mit seinen Enkeln Zwiebeln stupft oder sich drum kümmert, dass die Salatsetzlinge genug Wasser haben. Pfarrer Wilfried Bührer geht den Dingen gerne auf den Grund. Er weiss, was feste Verwurzelung bedeutet. Das gilt auch für sein Interesse an Kirchen geschichte und für die Kirchenentwicklung in der Gegenwart. Die letzten Ferien verbrachte der Thurgauer Kirchenratspräsident mit seiner Frau Hanny an Originalschauplätzen in Thüringen und Sachsen-Anhalt auf den Spuren Luthers.
Basiskontakt ist wichtig
Im Juni 2003 übernahm Bührer das Kirchenratspräsidium. Bis dahin war er zehn Jahre Pfarrer in Felben, zuvor zwölf Jahre in Alterswilen-Hugelshofen. «Ich bin sehr gerne Pfarrer gewesen – und bin es heute noch», präzisiert Bührer. Er verweist auf seine Tätigkeit als Pfarrstellvertreter, die er neben seinem Zweidrittel-Pensum als Kirchenratspräsident wahrnimmt. Auf den persönlichen Kontakt zu den Kirchenmitgliedern beim Konfirmationsunterricht oder Amtshandlungen wie Taufe, Trauungen oder Abdankungen möchte Bührer nicht verzichten: «Der Basiskontakt erlaubt mir einszueins nachzuspüren, was die Menschen in den Kirchgemeinden bewegt. Das schützt auch davor, dass sich der Kirchenrat bei seinen strukturellen Aufgaben in abstrakten Lösungsansätzen verliert.»
Frage der Gewohnheit
Im Präsidialressort leitet Bührer die landeskirchliche Exekutive und trägt Verantwortung für die Finanzen, das Personal und die Kirchgemeinden. Er repräsentiert aber auch die Evangelische Landeskirche nach aussen: «Ich habe kein Problem, öffentlich hinzustehen, um sachlich meine Meinung zu vertreten, aber ich suche diese Öffentlichkeit nicht. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass oft meine Person ins Zentrum gerückt wird», sagt der mittlerweile amtsälteste Kirchenratspräsident der Deutschschweiz.
Keine Selbstverständlichkeit
Worin erkennt der Kirchenratspräsident eine besondere Herausforderung für seine Kirche? «Es gibt eine grosse Anzahl von kirchlichen Beauftragten und Gemeindemitgliedern, die ihren Glauben mit Freude weitergeben wollen. Diesen müssen wir Sorge tragen, denn die Weitergabe von Generation zu Generation ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Die schmerzlichen Auswirkungen von fast totalem Traditionsabbruch in gewissen Gegenden der ehemaligen DDR haben meine Frau und ich auf unserer jüngsten Reise kennengelernt», hält Wilfried Bührer fest
Kartause weckt Erinnerungen
Auf Gesamtschweizer Kirchenebene kennt man den Thurgauer als Vertreter in der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) und in der Konkordatskonferenz für die Pfarrausbildung. Kantonal präsidiert er seit über 10 Jahren die Peregrina-Stiftung: «Ich finde es schön, dass hier in der Flüchtlingsbegleitung Kirche und Staat so gut zusammenarbeiten.» Sein Herz schlägt aber auch für die Bildungsarbeit in der Kartause Ittingen, nicht nur als Vorstandsmitglied im Verein tecum und als Stiftungsrat der Kartause Ittingen: «Die Kartause bedeutet mir sehr viel. Meine Frau und ich haben uns auf dem Weg dorthin kennengelernt.»
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