Wie Kirchen US-Wahlen beeinflussen
Die Präsidentschaftswahlen in den USA beeinflussen nicht nur die Nation selbst, sondern bringen auch globale Veränderungen mit sich. Deshalb schaut die ganze Welt gebannt auf den Wahlkampf – und sieht dabei zu, wie auch die Kirchen Einfluss auf das Wahlgeschehen nehmen.
Pfarrerin Sonja Pilman aus der Evangelischen Kirchgemeinde Horn hat sieben Jahre lang in den USA gelebt. Dort war sie in zwei verschiedenen Kirchgemeinden aktiv und schildert, wie sie die Politik in der Kirche wahrgenommen hat.
Indirekt Einfluss nehmen
«Kirchen sind in den USA steuerbefreit und diese Steuerbefreiung ist daran geknüpft, dass sie sich nicht zu einer Partei äussern dürfen», erläutert Pilman. Vom Gesetz her sei es den Kirchgemeinden deshalb verboten, Demokraten oder Republikaner offiziell zu unterstützen – zumindest, solange die Kirchgemeinden steuerfrei bleiben wollen. Kandidaturen und Parteien dürfen also nicht öffentlich beworben werden.
Trotzdem tun viele Kirchen dies gemäss Pilman indirekt, wenn sie sich für ein wichtiges Thema im Wahlkampf stark machen und eine Meinung vertreten, welche eindeutig einer der beiden Parteien zugeordnet werden kann. So wie es zum Beispiel beim heiss umstrittenen Thema der Abtreibung der Fall ist.
«Dann ist klar, wen die Pfarrperson, die Kirche oder der Vorstand gewählt haben möchte.» Ab und zu könne es zudem vorkommen, dass eine Pfarrperson in einer Predigt zuwider dem Gesetz erwähnt, für wen man abstimmen solle. Dass dies Konsequenzen zur Folge habe, sei aber äusserst selten.
Als es noch harmonischer war
Aus eigener Erfahrung berichtet Sonja Pilman: «Unsere Bischöfin hatte uns damals beim letzten Wahlkampf eingeschärft, dass wir nichts Parteipolitisches sagen dürfen. Sonst würden wir die Steuerbefreiung gefährden.» Auch in ihrer Gemeinde in San Francisco, der Evangelical Lutheran Church in America, hätten sich alle an diesen Grundsatz gehalten.
Aus diesem Grund habe es in ihren beiden Kirchgemeinden weniger Spannungen bezüglich der politischen Meinung von Kirchgängerinnen und Kirchgängern gegeben. Generell nimmt Pilman aber wahr: «Früher ging es in der Politik harmonischer zu, man hat sich schneller gefunden. Heute kommt es mir vor wie bei einem Sportteam. Entweder ist man für das eine oder andere Team.»
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