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Wie das Christentum zu den Ostereiern kam

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05.04.2023
Ostern ist der höchste Feiertag für die Christenheit. An diesem Tag feiern die Gläubigen die Auferstehung des Herrn. Doch wer in diesen Tagen die Läden betritt, stellt rasch fest: Der eigentliche Star heisst Meister Lampe. Wie kommt das Christentum zu den Eiern und den Hasen?

Ostern ist die Zeit der Eier, Hasen und Lämmer. Ob hart gekocht, bunt gefärbt oder filigran verziert, ob aus Schokolade gegossen, mit Pralinés gefüllt oder in Goldfolie eingewickelt – ab Ende Februar überschwemmen die Eier und die Hasen die Läden. Nach Schätzungen von Chocosuisse produzieren die Schweizer Schokoladefabrikanten für den Inlandmarkt rund 20 Millionen Osterhasen, das sind zwei bis drei pro Kopf. Und auch die Legehennen haben zu tun. Ganze 20 Prozent mehr Eier werden vor dem Fest verkauft.

Dies im Zeichen des christlichen Glaubens? Keineswegs. Jesus predigte zwar über Unkraut und Weizen, Weinstock und Senfbaum, Lilien und Vögel, aber gackerndes Federvieh und Meister Lampe erwähnte er nicht. Eier und Hasen sind alte religiöse Symbole, die sich das Christentum angeeignet hat. Für Andrea Bieler, Professorin für Praktische Theologie an der Universität Basel, ist das kein Problem. Das Christentum habe schon immer an bestehende Traditionen und Symbole angeknüpft und diese übernommen. Man solle den Kindern die Freude am Eiersuchen lassen und ihnen daneben erzählen, was an Ostern vor bald 2000 Jahren geschehen ist und was es bedeutet.

 

Das Osterei

Eier galten schon vor dem Christentum als starke religiöse Symbole und wurden in den Gräbern der Sumerer und Ägypter gefunden. In der christlichen Ikonografie symbolisiert das Ei die Auferstehung Christi. Die kalte, leblose Schale ähnelt dem Grab, das sich am dritten Tag öffnet. Mit rot bemalten Eiern erinnerten die Christen früher an das am Kreuz vergossene Blut Jesu.

Der Osterbrauch der hart gekochten Eier hat aber auch einen ganz praktischen Hintergrund. Während der Fastenzeit durften die Gläubigen kein Fleisch und keine Eierspeisen essen. Um die anfallenden Eier haltbar zu machen, wurden sie gekocht. Im 12. Jahrhundert fanden die Eier Eingang in die Liturgie: Der katholische Priester segnete sie mit dem Benedictio ovorum. Um die geweihten von den ungeweihten zu unterscheiden, wurden die Eier gefärbt und verziert.

Der Brauch, Ostereier zu verstecken, entstand im Elsass im 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert entdeckten die Konditoren und die Spielzeugindustrie den Hasen als Eierbringer. Von da an konnte kaum jemand den niedlichen Osterhasen und den süssen Eiern widerstehen.

 

Der Osterhase

Wie die Eier hat auch der Hase keinen biblischen Bezug. Im Gegenteil: Meister Lampe galt bei den Heiden als Symbol der Fruchtbarkeit. Denn er vermehrt sich wie die Kaninchen. Im Frühjahr wirft die Häsin bis zu zwanzig Junge.

Die Germanen sahen im Langohr den Vorboten der germanischen Frühlingsgöttin Ostara. Von ihrem Namen zum christlichen Auferstehungsfest Ostern war der Weg nicht weit, vermuten manche Wissenschafter.

 

Das Osterlamm

Das Lamm hingegen taucht in der Bibel auf. Die Juden schlachteten es traditionell zum Passahfest, das auch Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern beging. Das weiche Fell und das friedliche Wesen des Lamms stehen für Unschuld und Frieden.

In der katholischen Kirche wird Christus als «Agnus Dei» bezeichnet, als Lamm Gottes, das den Opfertod am Kreuz auf sich genommen hat, um die Menschen von ihrer Schuld zu befreien.

 

Autor: Tilmann Zuber

 

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