Wertvolle Wahlhilfe
Stefan Wüthrich hat seit seinem 18. Geburtstag keine Abstimmung oder Wahl verpasst. «Mir ist es wichtig, dass sich Christen politisch einbringen», betont der 53-jährige Eschliker. Gleichzeitig stelle er fest, dass sich bei vielen Menschen eine gewisse Routine eingeschlichen habe: «Viele Bürger wählen einfach immer ihre bisherige Partei, die angeblich ihre Werte vertritt.» Wie die einzelnen Kandidierenden ticken – zum Beispiel in Bezug auf christliche Werte –, rücke dabei häufig in den Hintergrund.
Der Kirchenpfleger informiert sich vor Wahlen auf der Online-Plattform Smartvote über die Kandidierenden: Hier lässt sich anhand der eigenen politischen Einstellungen eine Wahlempfehlung erstellen (siehe auch Kasten). Von dieser ist Wüthrich schon mehrfach überrascht worden. Seiner Erfahrung nach seien christliche Werte keine Frage der Parteizugehörigkeit.
So funktioniert Smartvote
Als Wählerin oder Wähler lässt sich durch die Beantwortung von aktuellen politischen Fragen ein eigenes Profil erstellen. Smartvote vergleicht dieses mit den Profilen der Kandidierenden. Ausgespuckt wird eine Wahlempfehlung, die anzeigt, welche Politikerinnen oder Politiker und welche Parteien am ehesten mit den eigenen Einstellungen übereinstimmen.
Smartvote ist politisch neutral und kostenlos. Unter www.smartvote.ch kann auch für die kommenden Thurgauer Grossratswahlen vom 7. April eine Wahlempfehlung erstellt werden. (cyr)
Smartvote wird sorgfältig genutzt
Lassen sich bei Smartvote tatsächlich christliche Werte zum Ausdruck bringen? «Ja», betont Michael Erne, Politikwissenschafter und Projektleiter bei Smartvote: «Der Fragebogen enthält für kantonale Wahlen 50 bis 60 Fragen zu aktuellen politischen Themen.» Dazu zählten auch Fragen zum Sozialstaat, zur Gesellschaftspolitik – zum Beispiel zur Leihmutterschaft – und zur Umweltpolitik. «Darüber hinaus können die Kandidierenden alle Antworten individuell kommentieren und ihre Werte vertieft zum Ausdruck bringen.»
Erne und seine Kollegen möchten mit Smartvote Transparenz schaffen und den Wählenden einen faktenbasierten Wahlentscheid ermöglichen. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass die Bürgerinnen und Bürger der Smartvote- Empfehlung blind vertrauen? Erne verneint: «Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien, dass die Nutzer die Wahlempfehlung zwar in den Wahlentscheid einfliessen lassen. Nur sehr wenige schreiben sie aber eins zu eins ab. Um diesen sorgfältigen, kritischen Umgang sind wir froh.» Die Untersuchungen zeigten darüber hinaus, dass die Wahlempfehlungen auch als Grundlage für Diskussionen mit Freunden und Familie dienten.
Thurgau hat Potenzial
Besonders stolz ist Erne, dass Smartvote sogar im Vorfeld von Bundesratswahlen zum Einsatz kommt: Einige Parteien nutzen die Plattform, um Bewerberinnen und Bewerber zu prüfen. Bei den Eidgenössischen Wahlen im letzten Herbst erstellten rund 550'000 Schweizerinnen und Schweizer ein Smartvote- Wahlprofil. Das entspreche mehr als 20 Prozent aller Wählenden, betont Michael Erne.
Der Thurgau hinkt indes noch etwas hinterher: Bei den letzten Grossratswahlen vor vier Jahren wurden 12’225 Wahlempfehlungen erstellt. Dieser Wert sei im interkantonalen Vergleich eher unterdurchschnittlich. Umso gespannter blickt Erne deshalb auf die anstehenden Wahlen vom 7. April. Stefan Wüthrich wird im Vorfeld wieder ein aktuelles politisches Profil erstellen. Welchen Rat gibt er Nachahmern mit auf den Weg? «Es braucht ein wenig Zeit, die Fragen seriös zu beantworten.»
Wertvolle Wahlhilfe