News aus dem Thurgau

Wenn Projekte zu Geschwistern werden

min
12.11.2018
Wenn Projekte zu Geschwistern werden und Patenschaft zu Partnerschaft - zwischen Tangkarasan und Sandakan.

Statt Strassenlärm, Automotoren und anderen Zivilisationsgeräuschen tönen zwischen dem hundertfachen Zirpen von Grillen und Zikaden fremdartige Rufe von Brüllaffen aus dem Regenwald. Wir sind in Tangkarasan, einem Ort, genauso abgelegen, wie er sich anhört. Nur über den Flussweg oder durch endlose Plantagenwege erreichbar, die sich in der Monsunzeit in schlammig-löchrige Pisten verwandeln, dürfen wir hier zu Gast sein bei Christen, die so völlig anders leben und denken als wir. Und doch verbindet uns ein Geheimnis: „Dalam Christus, kita bersaudara!“ - So singen wir gemeinsam im Gottesdienst. „In Christus werden wir zu Geschwistern!“ Da begegnen wir Menschen, die in Häusern auf Pfählen leben, sich an eigenartigen Stammestänzen erfreuen und gerne Trockenfisch essen. Und es verbindet uns das Staunen darüber, dass wir durch Jesus Christus zu Geschwistern werden. 

Wir feiern Gottesdienst und anschliessend Teilete - für Menschen, die nicht immer wissen, was sie am nächsten Tag zu Essen haben ein ganz besonderes Zeichen von Gemeinschaft.  

Doch hält dieser Gottesdienst manche Überraschung für uns bereit: Zum Beispiel staunen wir nicht schlecht, als Lieder angekündigt werden: Auf einmal greifen die versammelten Runggus-Christen zu ihren Handys, um die Gesangbuch-App zu aktivieren. Noch mehr überrascht uns ein poppiger Sound zu alten Melodien. Gemeindepfarrer Sopirig erklärt: „Um unsere jungen Leute nicht mit den alten Gesangbuch-Melodien zu verschrecken, haben wir als Vorsteherschaft beschlossen, diese Lieder ganz bewusst jeden Sonntag weiter zu singen!“ Und dann schmunzelt er: „Aber dafür immer nur mit poppiger E-Gittarre, Schlagzeug und Sound-Board!“ Wir sind überrascht über so viel Kreativität hier am Rande der Zivilisation.

Noch ganz angerührt von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft machen wir uns auf den Weg nach Sandakan, dem Wirschaftszentrum Ost-Borneos. Als wir hier ankommen, werden wir von chinesisch-stämmigen Christen empfangen - Geschäftsleute unterschiedlichster Art, die sich als Christen sehr innovativ in ihren Gemeinden engagieren. Was für ein Kontrastprogramm.

Zwischen Tangkarasan und Sandaku: Was Christen an beiden Orten verbindet, ist ihre Situation als Minderheit in einem nichtchristlichen Umfeld. 

Auf einmal kommen uns wieder Bilder in den Sinn, die Jesus gebraucht. Bilder wie das vom Salz in der Suppe, vom Sauerteig im Teigbrei oder das Bild vom Licht in der Dunkelheit. Da geht es nie um die Menge, sondern um die Würzkraft.

„Jetzt helfe euer Überfluss ihrem Mangel ab, damit hernach auch ihr Überfluss eurem Mangel abhelfe und so ein Ausgleich geschehe.“ So schreibt der Apostel Paulus in 2.Kor. 8,14.  - Vielleicht können wir genau das für uns selbst als Reichtum und Überfluss von hier mitnehmen: Als Christen, die im Alltag bewusst mit Christus unterwegs sind, bleiben wir eine kleine Minderheit. Aber ausgerechnet darin liegt unsere Würz -und Salzkraft. Was wir hier lernen: Offensichtlich entfalten gerade Christen in der Minderheit einen ganz besonderen ‚Produktstolz‘.

(12. November 2018, Pfarrer Timo Garthe, Kirchgemeinde Lengwil)

 

Unsere Empfehlungen

«Gottes Kraft fliesst durch mich durch»

«Gottes Kraft fliesst durch mich durch»

Handauflegen hat eine jahrhundertealte Tradition. Klaus Eichin verfolgt dabei einen eigenen Ansatz, bei dem er die göttliche Kraft durch seine Hände fliessen lässt, um Menschen Linderung von Gebrechen und Krankheiten zu verschaffen.
Tafelsilber nicht veräussern

Tafelsilber nicht veräussern

Er ist das «rechtliche Gewissen» des evangelischen Kirchenrats im Thurgau – gerade auch in Fragen rund um die Gebäudeinfrastruktur: Hanspeter Heeb ist es wichtig, dem Kirchengut Sorge zu tragen.
Für ein Stück mehr Lebensqualität

Für ein Stück mehr Lebensqualität

Gut ein Jahr nach dem Beginn des Krieges ist in der Ukraine kein Ende des Konflikts in Sicht. Speziell in der Anfangszeit sprangen viele evangelische Kirchgemeinden in die Bresche, um geflüchteten ukrainischen Familien zu helfen. Nachdem Kanton und Gemeinden mittlerweile viele Angebote aufgegleist ...
«The Chosen»

«The Chosen»

Das Evangelium in einer medial-zeitgemässen Form vermitteln – das macht die Evangelische Kirchgemeinde Frauenfeld mit der aktuellen Jesus-Serienverfilmung «The Chosen». Man kann sie monatlich auf Grossleinwand miterleben. Im anschliessenden Podiumsgespräch mit spannenden Gästen werden die Episoden ...