News aus dem Thurgau

Wegzeichen von Stephan Koch

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17.04.2019
«Das Tor deiner Worte leuchtet.» (Psalm 119,130)

Tore und Türen üben auf mich eine gewisse Faszination aus: Sie können freundlich und einladend wirken, sie können beeindruckend und mächtig sein. Sie können aus Holz, Kunststoff oder Bronze bestehen. Sie können abweisend und einschüchternd wirken. Sie verraten etwas über die Menschen, die dahinter leben, ob sie offen und zugänglich oder verschlossen und unzugänglich sind. Manchmal beeindrucken sie durch ihre Kunstfertigkeit, wie zum Beispiel die «Paradiestür » von Lorenzo Ghiberti, die er für die Taufkirche in Florenz geschaffen hat. Dann gibt es in der katholischen Kirche «Heilige Pforten», die nur in «Heiligen Jahren» geöffnet werden und den Pilgern den Ablass der Sünden versprechen, wenn sie nur mehrmals hindurchgehen. Und dann gibt es einfache, schlichte Türen, wie ich sie in der Altstadt von Rönne auf Bornholm, einer Insel in der Ostsee, gesehen habe: Es sind oft bunte Türen, blau, rot. Und an vielen dieser Türen blühen im Sommer die schönsten Stockrosen. Türen, die leuchten…

Türen und Tore, egal wie schlicht oder kunstvoll sie sein mögen, markieren einen Übergang: Was mag dahinterliegen? Ein stiller, hoher Kirchraum, der uns klarmacht, dass wir nur Gäste sind und uns unwillkürlich leiser sprechen lässt oder ein gemütliches Zimmer, das einlädt zu bleiben. «Das Tor deiner Worte leuchtet»: Wenn ich meine Kinder anschaue, erlebe ich, wie Worte und Bücher leuchten und Tore für die Phantasie sind. Da kann ein Buch die Tür zu einer neuen Welt sein und die Alltags-Welt völlig vergessen lassen. Da liest man sich aus der Gegenwart in eine andere Realität, in der es abenteuerlich und spannend zugeht. Manche Kinder vergessen dann auch schon mal «Ufzgi» und andere Pflichten.

Für den Psalmbeter ist Gottes Wort ein leuchtendes Tor: Gottes Wort öffnet neue Räume, lässt einem ein Licht aufgehen, hilft zur Erkenntnis. Und das heisst auch: Sein Wort kann Leben verändern. «Darum wandle ich aufrichtig nach deinen Vorschriften» heisst es in Psalm 119. Natürlich: Worte können verletzen und vernichten, Worte können verstecken und Worte können lügen, wie wir an den «alternativen Wahrheiten» der Fake- News erleben. Aber sie können auch trösten, stärken und aufrichten. Worte können Klarheit schaffen, Wege weisen und Leben verändern. Ein liebevolles, freundliches Wort kann mein Leben hell machen und mir den Tag retten. Für den Psalmbeter ist Gottes Wort zuverlässig, diesem Wort kann ich trauen, sein Wort will erlösen, befreien, heilen. In meinem Leben ist Jesus dieses heilende Wort, die offene Tür. Er ist ein Licht für diese Welt, der Weg und die Tür zum Leben. Er sucht die, die in der Gefahr sind, verloren zu gehen. Ostern ist Gottes offene, leuchtende Tür. Sein Licht fällt auf mein Leben. Die Tür ist offen.


(25. April 2019)

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