News aus dem Thurgau

Wegzeichen von Samuel Zaugg

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27.10.2022
Dann kam ein Feuer, doch der Herr war nicht darin. Danach hörte Elia ein leises Säuseln. Er verhüllte sein Gesicht mit dem Mantel, ging zum Eingang der Höhle und blieb dort stehen. 1. Könige 19, 12-13

Sich auf der Flucht befindend, versteckt sich Elia in einer Höhle am Berg Horeb, dem Berg Gottes. Seine nahe Vergangenheit war alles andere als von Langeweile geprägt. Er hatte sich auf einen «Wettkampf» mit den Dienern Baals eingelassen, welchen er mit Gottes Hilfe gewinnen konnte. Als Folge davon kam es zu einem grossen Gemetzel, worauf Elia in die Wüste floh. Und hier ist er nun. Nach tagelangen Fussmärschen, Engelsbegegnungen und von Gott versorgt, sucht der Prophet in dieser Höhle Schutz. «Was machst du hier?», fragt ihn Gott. Nach einer Schilderung des Geschehenen fordert Gott ihn auf, vor die Höhle herauszutreten, um ihm zu begegnen.

Während ich diese Textzeilen verfasse, befinde ich mich mit rund 70 Jugendlichen aus drei Kirchgemeinden in Spanien. Wir alle sind hier, um zu entspannen, das Meer und die Gemeinschaft zu geniessen, aber auch um Gott zu begegnen und ihn zusammen zu erleben. Dabei stellt sich den Teenies und uns Leitern dieselbe Frage: Wie können wir ihn erkennen?

Elia steht also vor der Höhle, das Vorübergehen des Herrn erwartend. Ein gigantischer Sturm zieht über ihn hinweg und gleich danach bebt die Erde heftig. Doch Gott begegnet dem Propheten nicht. Auch im nachfolgenden Feuer kann er keine göttliche Präsenz feststellen. Nach dem Vorüberziehen all dieser Naturgewalten registriert Elia einen sanften Windstoss. Sofort erkennt er, Gott ist hier und verhüllt sein Gesicht. Was hier für Elia fast schon alltäglich scheint, Gott sichtbar zu begegnen, ist für viele der Teenager im Herbstlager ein bislang unerfüllter Wunsch. Sie erwarten, Grosses zu sehen, unbeschreibliche Wunder zu erleben oder sogar Gott so zu begegnen, wie sie einem anderen Menschen begegnen. Dabei gehen all die scheinbar kleinen, göttlichen Zuwendungen wie Gebetserhörungen fürs Wetter, Heilungen von kleineren Blessuren oder wohltuende Gespräche im richtigen Moment im Erwarten der grossen Gottesoffenbarung fast gänzlich unter. Ich bin überzeugt, dass wir, wenn wir mit offenen Augen, einem wachen Geist und einem suchenden Herzen durch die Welt gehen, Gott erkennen können. Genauso, wie das auch bei Elia auf dem Berg Horeb der Fall war. Genau diese Achtsamkeit wünsche ich unseren Jugendlichen im Herbstlager und uns allen, die dieses Wegzeichen lesen. Gott möchte uns allen begegnen, aber anders, als wir erwarten.

 

(Samuel Zaugg)

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