Wegzeichen von Cathrin Legler
Kurz, knapp und klar ist der Auftrag, mit dem Jesus seine Jünger losschickt. Geht und verkündigt – ihr habt gesehen und gehört, miterlebt und erfahren und könnt nun erzählen und weitergeben. Auch wer sich heute mit Jesus verbunden weiss, ist angesprochen. Also auch die Kirche und damit Sie und ich. Der Auftrag fordert mich heraus, bedrängt mich gar und lockt mich doch immer weiter. Ich kann nicht stehen bleiben und meinen Glauben verwalten, indem ich auf den weichen Kissen der Gewissheiten ausruhe. Der Auftrag besteht darin, die Nähe des Himmelreichs zu verkündigen. Die Jünger und Gefährtinnen Jesu hatten es unbestritten einfacher. Jesus selbst, von Gott geschickt, war mitten unter ihnen. Sie waren dabei, als er Kranke heilte, den Menschen zuhörte und von Gott und seinem Himmelreich erzählte. Er selbst, vom Vater in die Welt gesandt, verkörpert alles, was das Himmelreich ausmacht. Sein Leben und Handeln und dann auch sein Sterben und Auferstehen zeugen davon.
Unsere Welt hingegen sieht anders aus. Ich frage mich oft, wie das Himmelreich nahekommen kann und wo es sichtbar ist. Das Himmelreich ist weder das ferne Paradies noch ein Gottesstaat hier auf Erden. Es ist vielmehr das Dabeisein Gottes. Immer dort, wo Menschen Ihn feiern und loben, ist das Himmelreich zu finden. Überall dort, wo Menschen erfahren, dass sie nicht verlassen sind und auch mal spüren, dass Er mit ihnen ist, ist das Himmelreich nahe. Und an dieser Stelle ist die Kirche und Sie und ich – so glaube ich – gefragt und gefordert. Auch wenn die Welt anders aussieht, gilt es, die Sehnsucht nach dem Himmelreich wachzuhalten und weiterzutragen. Auch Zweifel und Anfragen gehören mit dazu. Die Sehnsucht nach dem Dabeisein Gottes ist der Motor, der mich antreibt mit Worten und Taten, das Himmelreich zu verkündigen. In den folgenden Versen präzisiert Jesus. Nichts sollen die Jünger mitnehmen: «kein zweites Kleid, keine Schuhe, keinen Stab» (Mt 10,10) und auch kein Geld. Das Himmelreich zu verkünden soll einfach sein. Es braucht dazu eigentlich nichts. Nur den Menschen, der teilt, was er erfahren und erlebt hat. Dies macht mir Mut, mich immer wieder auf den Weg zu machen und mich von Ihm schicken zu lassen.
Jesus gibt seinen Gefährtinnen noch etwas mit auf den Weg: «Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst sollt ihr es geben» (Mt 10,8). Einfach so, aus lauter Gnade und ohne dass ich etwas dazu gegeben habe, wurde mir die Sehnsucht nach dem Himmelreich geschenkt. Darum kann ich weitergeben und erzählen, wo und wie das Himmelreich nahe gekommen ist – vor vielen Jahrhunderten durch Jesus Christus und bis heute immer wieder.
(26. Juli 2019, Cathrin Legler)
Wegzeichen von Cathrin Legler