Von klein auf positive Erlebnisse schaffen
Einen Kirchenraum auf positive Weise und auf spielerische Art wahrnehmen und entdecken. Diese Möglichkeit bietet das «Fiire mit de Chliine». Das Angebot richtet sich an Kinder von drei bis sechs Jahren und wird in sehr vielen Thurgauer Kirchgemeinden angeboten. Und das schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert.
Frau der ersten Stunde, wenn es um das «Fiire mit de Chliine» im Thurgau geht, ist Elisabeth Schönholzer aus Landschlacht. «Ich habe in Zürich eine Weiterbildung besucht und gemerkt, dass ich im falschen Kurs bin», erzählt sie lachend. Doch der vermeintlich falsche Kurs erwies sich als zukunftsweisend. Genau ein solches, niederschwelliges Angebot wollte Elisabeth Schönholzer auch im Thurgau anbieten und startete damit in Kreuzlingen. Seit 2002 leitet sie die damals neu geschaffene Fachstelle der Landeskirche.
Spielerisch erforschen
Bereits kleine Kinder hätten eine Vorstellung, wo der liebe Gott wohnt, sagt Elisabeth Schönholzer. Fordere man Kinder auf, ein Dorf zu zeichnen, werde dort meist eine Kirche drauf sein. Dieses Bild soll im positiven Sinn mit dem Gedanken erweitert werden: «Was man zuunterst in den Sack legt, bleibt am längsten liegen», sagt Schönholzer metaphorisch.
Komme ein Kind jedoch als erstes in einem Trauergottesdienst mit einem Kirchenraum in Kontakt, werde es einen bitteren Beigeschmack behalten. Umso wichtiger sei es, positive Kirchenerlebnisse zu schaffen. Das bedeute, Hemmschwellen abzubauen. Nicht nur bei den Kindern, sondern oft auch bei den kirchenfernen Erwachsenen. Dazu gehöre, dass der Kirchenraum spielerisch und altersgerecht mit allen Sinnen erforscht und erfahren werden dürfe. Praktisch heisst das: Hinter alle Türen gucken, auf die Kanzel steigen, mit der Organistin zur Orgel gehen und in den Taufstein schauen.
Mit allen Sinnen entdecken
Man darf sich also frei bewegen im Kirchenraum, muss nicht immer still sein und ruhig sitzen. Auf der Kanzel entdecken die Kinder, was die Pfarrerin oder der Pfarrer dort oben alles deponiert hat: ein Kirchengesangbuch, Streichhölzer oder Bonbons. Die Erwachsenen erfahren ganz nebenbei, dass der Kanzeldeckel wegen der Akustik nötig ist. Auch in den Taufstein gucken sei erlaubt, aber Stofftiere taufen dürfe man nicht, erklärt Elisabeth Schönholzer. Um die Grösse des Raums zu spüren, könnten etwa grosse Glasmurmeln durch den Kirchengang gerollt werden, was unterschiedlich töne. Oder man messe die Höhe des Kirchenraums mit einem Gasballon an einer Schnur. Oder man befühle die bunten Glasfenster.
Kirche Kreuzlingen in der Fotogalerie erkunden
Dies alles seien Elemente, die zusammen mit einer Feier verbunden werden könnten und zur Kirchenraumpädagogik gehörten. Schönholzer betont: «Wissen Kinder von klein auf um die Bedeutung und Inhalte der Elemente, können sie eine Beziehung, eine Beheimatung aufbauen.» Sie nimmt wahr, ob Kinder in einem Kirchenraum beheimatet sind. «Sie wissen, wo es rein und wo es raus geht», sagt sie. Sie bewegen sich selbstbewusster und bringen den anderen die Verhaltensregeln bei. Ob eine Geschichte biblisch ist oder profan, sei nicht so wichtig. Entscheidender sei, dass die Erzählung christliche Werte vermittelt und dass die Kinder sie verstehen.
Glocken läuten Feier ein
Dass es sich beim «Fiire mit de Chliine» um einen richtigen Gottesdienst handelt, kündigt das Glockengeläut an. Die oftmals ökumenischen Teams erhalten durch die Fachstelle «Fiire» Beratung, Weiterbildung und praktische Anleitungen. «Wenn es mal ganz kurzfristig ist, bin ich der Joker im Hintergrund», sagt Schönholzer, die inzwischen einen riesigen Fundus an Materialien und Erfahrungen hat.
Kindern fällt der Glaube leichter
Jesus zeigt in der Bibel auf, dass Erwachsene viel von Kindern über den Glauben lernen können. Deshalb lanciert der Kirchenbote für diesen Jahresschwerpunkt einen Kinder-Malwettbewerb.
In Matthäus 18 wollen die Jünger von Jesus wissen, wer der Grösste im Reich der Himmel sei. «Und Jesus rief ein Kind herbei, stellte es in die Mitte und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Grösste im Himmelreich. Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.»
Kinder reflektieren und hinterfragen weniger als Erwachsene. Es fällt ihnen leichter, an Gott zu glauben. Deshalb ist es umso wichtiger, sich zu überlegen, wie und was man Kindern vermittelt. Sie sollen spüren, dass sie wichtig und willkommen sind.
Von klein auf positive Erlebnisse schaffen