Vom Pfarramt zur kirchlichen Ausbildung
«Mittendrin» fühlte sich Philipp Hendriksen im Pfarramt, und er fühlte sich da wohl. «Wer Freude hat, am Puls einer Gemeinde zu wirken und sich als Person ganz einzubringen, ist im Pfarramt am richtigen Platz.» Vor zwei Jahren war er vom Kanton Bern in den Thurgau gezogen, um in zwei Kirchgemeinden gleichzeitig das Pfarramt auszuüben. Die Amtseinsetzung durch den Dekan des Pfarrkapitels Untersee behält er als starken Moment in Erinnerung: «Für mich war es eine Sendung durch die Evangelische Landeskirche in die spezifische Aufgabe vor Ort. Eine Sendung, wie ich sie in dieser Form und Kraft noch nie erlebt habe. Sie zeugt von der Nähe und Verbundenheit aller Ebenen in der Kirche.» Philipp Hendriksen erlebte in der Thurgauer Landeskirche die interessierte und fruchtbare Nähe des Kirchenrates als wohltuend, so dass ihm sein Einzelpfarramt nie als isolierte Tätigkeit vorkam. Der «‹bischöfliche›, seelsorgliche Arm» der Kirchenleitung gegenüber den Pfarrpersonen im Thurgau erfreute und überzeugte ihn. So schaut der abtretende Pfarrer mit Dankbarkeit auf seine Zeit in der Thurgauer Landeskirche zurück, die er als verständliche, «evangeliumsnahe Stimme» erlebt hat und für die er «eine tragende Zukunft in der kirchlichen Landschaft» sieht.
Mehr als Störenfriede
Berufungsprozesse eröffneten für den zukünftigen Dozenten immer schon neue Horizonte, besorgten aber auch ein beachtliches Mass an Herausforderung. Es schiebe sich sozusagen eine zusätzliche (gedankliche) Ebene ins Dasein und fordere Aufmerksamkeit. Er hatte keineswegs vorgehabt, sich schon nach kurzer Zeit im Thurgau wieder auf einen solchen Prozess einzulassen. Er lernte aber auch, dass solche «‹ungebetenen Gäste› – im Kleinen wie im Grossen – mehr sind als Störenfriede». Sie stellen wichtige Fragen: «Was ist richtig, auch wenn es unbequem ist? Wofür stehe ich ein, auch wenn es mich etwas kostet? Bin ich bereit, etwas als göttliche Führung anzunehmen, auch wenn die ganze Planung für die aktuelle Lebensphase über den Haufen geworfen wird?» Nachdem er die Anfrage des TDS und den Gedanken an ein mögliches Verlassen des Thurgauer Pfarramts nach nur zwei Jahren bewegt hatte, spürte er rasch einmal, dass mit dieser Anfrage seitens des TDS Aarau etwas in ihm Vorbereitetes, «vielleicht sogar Angelegtes zum guten Klingen kam».
Verantwortung für morgen
So wird Philipp Hendriksen ab September am TDS Aarau als Mitglied des Konvents tätig sein und neben der Praxisbegleitung der berufsbegleitenden Studierenden zukünftige kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Fächer Kirchengeschichte, Ethik und Missionstheologie einführen. Die drei Themenblöcke hängen für ihn in der Tiefe zusammen. «Ohne diese Sendung Jesu – ‹geht hin in alle Welt› – gäbe es keine Mission und in der Folge auch keine Geschichte der Kirche(n).» Und dieser Sendung Jesu lägen sein Leben und seine Worte zugrunde, welche ihrerseits wiederum christliches Leben und Handeln (Ethik) beschreiben und dazu bevollmächtigen. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit den grossen Linien der Kirchengeschichte trage auch zur Bescheidenheit im eigenen Standpunkt bei. Der Blick zurück rufe aber auch hinein in die Verantwortung für heute und morgen.
(David Gysel, 22.09.2017)
Vom Pfarramt zur kirchlichen Ausbildung