«Das Luther-Lied «Vom Himmel hoch, da komm ich her» (RG 394) begleitet mich seit meiner Kindheit. In der Sonntagsschule lernte ich es kennen und lieben. Die Liedmelodie ist einfach, sie klingt nicht mittelalterlich und der Text ist inhaltlich leicht fassbar. Die Melodie soll als Volksweise bei den Menschen schon bekannt gewesen sein. Luther erreichte so sein Ziel, das Evangelium in der Alltagssprache zu verbreiten, auch durch seine Liedtexte. Dies ohne die Menschen mit komplizierten Melodien oder gar vierstimmigen Choralsätzen, wie es Calvin praktizierte, zu überfordern. Für mich als Chorsängerin wird es jedoch interessanter, wenn auch mehrstimmige Sätze vorhanden sind. «Vom Himmel hoch, da komm ich her» (RG 394) ist im neuen Gesangbuch leider nur mit der Melodie zu finden, im alten war es noch vierstimmig abgedruckt. Das Lied «Ein feste Burg ist unser Gott» (RG 32) ist vierstimmig im Gesangbuch geblieben, was zum unterschiedlichen Charakter der beiden Luther-Lieder passt. Wohl zu Recht hat Heinrich Heine «Ein feste Burg» einmal als Marseillaise der Reformation bezeichnet. Es ist ein gewaltiges Lied, in der Sprache von Psalm 46. Weil ich es kürzlich in einer Bearbeitung von Hans Leo Hassler auch im Chor sang, ist es mir unterdessen ans Herz gewachsen Es gibt wohl Lebenssituationen, in denen mir die «feste Burg» und der Psalmtext eine Hilfe und ein Halt sein können. Ein Nebeneffekt des Singens ist, das mir beim Lesen in der Lutherübersetzung unweigerlich auch die dazugehörigen Liedmelodien einfallen. So hat also Luther auch bei mir sein Ziel erreicht.»
«Vom Himmel hoch…»