Tafelsilber nicht veräussern
Sitzungen und Besprechungen nehmen im Kirchenratsalltag von Hanspeter Heeb als Verantwortlicher im Ressort Recht und Gesetzgebung überdurchschnittlich viel Raum ein – sei es auf der Ebene der Kantonalkirche oder in seinem Stiftungsratsmandat der Peregrina-Stiftung, die sich um Asylsuchende und Flüchtlinge kümmert.
Rechtsberatung für Gemeinden
Hin und wieder bekomme er rechtliche Anfragen aus den Kirchgemeinden. Es gelte dann zum Beispiel, bauliche Fragen vor Ort zu klären, denn das gehört zu seinem Aufgabenbereich als Präsident der landeskirchlichen Kommission für kirchliche Bauten. Er nehme in diesen Kontakten ein Spannungsfeld wahr, wobei es ihm ein Anliegen sei, dem Kirchengut Sorge zu tragen: «Einerseits werden Immobilien immer teurer, was einen Druck erzeugt, das Tafelsilber zu veräussern, und ich empfinde es teilweise fast wie Raubzüge gegen die Kirche. Andererseits wird der Aufwand zum Erhalt von Kirche, Kirchgemeindehaus und Pfarrhaus immer grösser.» Der Kirchenrat sei zwar ein strategisches Führungsgremium, doch seine Tätigkeit sei stark operativ geprägt. Das sei eher aussergewöhnlich und doch nachvollziehbar: «Es gibt ja nur wenige Angestellte, an die man delegieren kann. Wobei anzumerken ist, dass mir bezüglich Rechtsauskünften von Kirchenratsaktuar Ernst Ritzi einiges abgenommen wird.»
Breit vernetzt, weiter Blick
Er könne von seinen Erfahrungen als Kirchenrat auch für sein Engagement für die kirchliche Pensionskasse und beim Reformprozess der Peregrina-Stiftung profitieren. Das Engagement seiner Frau im Solinetz Romanshorn wirke sich ebenfalls wertvoll auf seine Tätigkeiten aus. Umgekehrt konnte er in den zwei Jahren, in denen er nun als Kirchenrat wirkt, bereits seine Erfahrungen als Präsident der Primarschulgemeinde Romanshorn einbringen. Inspirieren lässt sich Heeb gerne von wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Lektüre. Die breite Vernetzung im Thurgau ist ein Merkmal des Juristen, der viele Jahre Mitglied des Bezirksgerichts Arbon war und seit bald drei Jahrzehnten Vizepräsident der katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) Romanshorn ist. Es wundert deshalb nicht: «Ich habe ein sehr unverkrampftes Verhältnis zur Ökumene.» Dies rühre daher, dass seine Frau katholisch sei und die kirchlichsozialpolitische Ausrichtung der KAB sie beide angesprochen habe. Heebs Bekanntenkreis ist geradezu interreligiös: Zwei Onkel seiner Frau seien Priester – ein Missionar in Bolivien und ein Pfarrer in Luzern. Ein guter Bekannter sei liberaler, aktiv praktizierender Jude und Friedensaktivist. Ausserdem hätten er und seine Frau Kontakte zu Tibetern und hinduistischen Tamilen, denen sie gerne mit Rat und Tat zur Seite stünden. Den weiten Blick möchte er bewusst pflegen: So ist es ihm ein Anliegen, angesichts der aktuell wichtigen Ukraine-Hilfe auch dazu beitragen, «das stille Sterben in anderen Konfliktzonen nicht zu vergessen».
Herzensanliegen
Ein besonderes Anliegen ist Kirchenrat Hanspeter Heeb, der als Grünliberaler im Thurgauer Grossen Rat sitzt, der gegenseitige Respekt: «Ich bin ja ein Liberaler und daher klar für die Ehe für alle. Aber ebenso klar ist für mich, dass für diejenigen, die das anders sehen, auch Raum sein muss. Nehmen wir uns doch die Zeit, die es für grosse Veränderungen braucht. Dies im gegenseitigen Respekt.» Eine gute Basis dafür könne die gegenseitige Wertschätzung und das hohe Mass an Menschlichkeit sein, wie es im Kirchenrat praktiziert werde.
Tafelsilber nicht veräussern