Starke Beziehungen trotz sozialer Medien
Junge Menschen der Jahrgänge 1995 bis 2010 bilden die «Generation Z». Ihr Verhalten, ihre Bedürfnisse und Vorlieben haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt, stellt Thomas Alder fest. Er ist bei der Evangelischen Landeskirche Thurgau für die Förderung der Jugendarbeit angestellt und überzeugt, dass sich nicht nur Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter in den Gemeinden intensiver damit auseinandersetzen sollten: Auch Pfarrpersonen und Verantwortliche in den Kirchenvorsteherschaften oder Religionslehrpersonen seien gefordert wie kaum je zuvor.
Beziehungen am wichtigsten
Alder ist in Kontakt mit Andy Fronius aus Basel, der sich selbst «Mr. Jugendarbeit» nennt und auch die gleichnamige Internetseite betreut: Fronius bezeichnet sich als «Gen Z Experten » und hat bereits mehrere hundert Beiträge verfasst. Sie sind eine Hilfe für Beziehungspflege und unvergessliche Abenteuer in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der 35-jährige Vater von vier adoptierten Kindern ist überzeugt: «Beziehungen sind das Wichtigste im Leben. Ich möchte dabei unterstützen, starke Beziehungen aufzubauen.» Obwohl viele Jugendliche mehr Zeit mit Influencern auf den Sozialen Medien verbringen als mit «echten» Freunden, sei es möglich, mit einfachen Methoden die Generation Z erfolgreich zu begleiten. «Mr. Jugendarbeit» hat Theologie und Marketing studiert, sein gleichnamiger Verein lebt von Spenden und fühlt sich der evangelischen Allianz sowie der ökumenischen Bewegung nahestehend. Er hat es in den letzten Jahren geschafft, bereits über eine Million Besucher über die Webseite mit Informationen über gelingende Jugendarbeit zu versorgen. Es gehe ihm darum aufzuzeigen, was «YouTuber» richtig machen und «wie Glaube und Schule zusammengedacht werden können». Den Kirchgemeinden komme dabei eine besondere Rolle zu. Dazu müssten sich die Verantwortlichen aber intensiver mit der Generation Z auseinandersetzen.
Musikgeschmack ausfindig machen
«Mr. Jugendarbeit» rät zum Beispiel, dass man sich mit dem Musikgeschmack der jungen Generation auseinandersetzen soll: «Analysiere die Spotify Playlisten deiner Jugendlichen.» Oder man erfährt, «welche Wörter verraten, dass du alt bist». Wer noch «krass» sagt, ist demnach schon uralt. Es gehe schlichtweg darum, Jugendliche besser zu verstehen. In verschiedenen Beiträgen im Internet erfährt man, dass es um mehr als nur die Wortwahl geht – zum Beispiel für Sinn- und Identitätsfragen. In Zusammenarbeit mit dem Weissen Kreuz, das in der Suchtprävention tätig ist, hat «Mr. Jugendarbeit » überdies einen Ratgeber für die Begleitung von Kindern und Teenagern im Umgang mit Pornografie erstellt.
Drei grosse Fragen beantworten
Die drei grössten Fragen der Generation Z seien aber diese: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Was kann ich bewegen? «Wir werden diese Generation nie aktiveren, wenn wir ihre drängendsten Fragen nicht verstehen und diese mit ihnen gemeinsam beantworten. » Es sei wichtig, mit Jugendlichen über die Trends auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen – denn sonst, so ist Andy Fronius überzeugt, suchten sich Jugendliche virtuelle Vorbilder: In selbstgewählten «TikTok-Familien » erhielten sie zum Teil die Möglichkeit einer besseren, wenn auch nur virtuellen Realität. Deshalb ist er überzeugt: «Junge Menschen brauchen liebevolle Vorbilder, die bereit sind, sich empathisch einzufühlen». Man müsse sich üben, ihnen zuzuhören «und sanft auf bessere Antworten hinweisen.» Es gehe darum, ihnen die Perspektiven des christlichen Glaubens aufzuzeigen. Sein Verein wolle Menschen mit Verantwortung für die Jugendarbeit dabei «anfeuern».
(Roman Salzmann)
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