Sie lässt Musik neu aufleben
Brigitte Gloor nimmt die Geige in die Hand. Sie ergänzt improvisierend die Melodie, die von ihrer CD wiedergegeben wird. Der warme Geigenton erfüllt den Raum, während es draussen schneit. Die Geige sei ihr Herzensinstrument, das Instrument, das der menschlichen Stimme am nächsten sei, erklärt die Musikerin. «Durch die Violine habe ich den Zugang zur klassischen Musik bereits in der Kindheit gefunden und es als meine Lebensaufgabe gesehen, sie auch meinen Leuten näher zu bringen.» Wie ist ihr das gelungen?
Abholen und Brücken bauen
Sie habe die Menschen an ihrem persönlichen musikalischen Ort abgeholt und mit einfachen klassischen Musikstücken Brücken gebaut zwischen den verschiedenen Musikstilen. Immer mehr sei es ihr wichtig, dass die Gefühle und nicht der Verstand im Vordergrund stünden. «Die Seele der gespielten Musik soll die Seele berühren: Der Funke soll überspringen.» Das habe sie auch während ihrer Zeit als Leiterin des «Nostalgiechörli Berg» erfahren. «Das Schöne war, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer in Altersheimen oder an Geburtstagsfeiern durch die alten Schlager und Volkslieder in vergangene Zeiten eintauchen konnten.»
«Durchs Beobachten gelernt»
Brigitte Gloor denkt an ihre glückliche Kindheit zurück. An ein Elternhaus, wo die Musik einfach und selbstverständlich dazugehört habe. Vater und Mutter seien einfache Leute gewesen, die für ihre Kinder lebten und arbeiteten. «Das zeichnerische Talent habe ich von meinem Vater, das Kreative von beiden Eltern geschenkt bekommen.» Sie hat von ihrem Vater durchs Beobachten gelernt. Heute malt sie selbst Aquarellbilder: mal durchscheinend, mal kräftiger. Liebevolle Details überraschen beim längeren Betrachten der Bilder.
Alte Lieder im neuen Gewand
Mit solchen Bildern hat Brigitte Gloor die vier Bände «Musik ist Liebe» illustriert. Dieses Liederbilderbuch für Kinder und Erwachsene ist zeitlos. Wie ein Album, das durch die Jahreszeiten führt. Der erste Band beginne mit den «Sterndeutern vom Morgenland », erklärt Brigitte Gloor. Ihre Weisheit und ihr Glauben sollen durch das Buch begleiten, ebenso das Stück «Wohl mir, dass ich Jesum habe» von Johann Sebastian Bach. Zudem enthalte das Buch viele alte Kinderlieder, «die es mir wert sind, aus der Kiste der Vergangenheit herausgekramt und in einem neuen Gewand wiedergegeben zu werden». Denn: «Seit meiner Kindheit ist die Musik meine beste Freundin.» Brigitte Gloor möchte dazu beitragen, dass die Lieder und Weisen und insbesondere die Choräle nicht verloren gehen. Deshalb wird jeder Liedband ergänzt mit einer CD, die von der Musikerin bespielt worden ist. Besonders geliebt habe sie dabei das Improvisieren am Klavier.
Musik verbindet und erfüllt
Durch das Orgelspiel, aber auch durch die Geige habe sie den Bezug zur Kirchenmusik gefunden. Dabei habe sie das Wunderbare erlebt: Wo Worte und Einstellungen noch trennen mögen, vereine Musik die Konfessionen mit Leichtigkeit. «Und die Musik schafft Raum, um das Wort nachwirken zu lassen.» Die Musik stehe bei ihr im Mittelpunkt. «In der Musik dürfen wir eine tiefe Verbundenheit mit Gott erfahren. Wir dürfen erfüllt sein von der Liebe Gottes. In der Musik ist uns Gott besonders nah.» Nur die Liebe zwischen den Menschen komme diesem Gotteserlebnis gleich.
Sie lässt Musik neu aufleben