Schnell aufgeregt, schnell vergessen
Welche Schlagzeile im Kirchenboten hat Ihnen während Ihrer Zeit als Kirchenratspräsident besonders gut gefallen?
Wilfried Bührer: «Feiern, singen, lachen und geniessen» – das war die Schlagzeile im Juni- Kirchenboten 2009, in dem auf den ersten Kirchensonntag aufmerksam gemacht wurde, der unter meiner Leitung in Affeltrangen stattfand.
Und welche hat Sie am meisten gestört?
Ich rege mich relativ schnell auf, wenn aus meiner Sicht etwas nicht ganz richtig dargestellt ist, vergesse es dann aber auch schnell wieder. Ich erinnere mich nicht an etwas besonders Ärgerliches – was auch mit der Qualität der Arbeit des Kirchenboten zu tun hat!
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Sie haben selbst jahrzehntelang in verschiedenen Funktionen beim Kirchenboten mitgewirkt.
Ich bin 1987, damals als junger Gemeindepfarrer, zum Redaktor des Kirchenboten gewählt worden. Anschliessend hatte ich nahtlos verschiedene Funktionen im Kirchenbotenverein inne, bis zum Einsitz in der Herausgeberkommission. Die Statuten sehen vor, dass der Kirchenrat jemanden in dieses Gremium delegiert, und ich machte das immer gerne.
War das kein Widerspruch zur Unabhängigkeit des Kirchenboten?
Der Kirchenbote ist zwar nicht das Sprachrohr oder gar der Hofberichterstatter des Kirchenrates, er soll aber auch nicht völlig unabhängig von der demokratisch legitimierten Kirchenleitung agieren. Die Verbindung auf redaktioneller Ebene nimmt der Aktuar des Kirchenrates, Ernst Ritzi, wahr. Das ist nur schon wegen des Informationsflusses wichtig.
Auf welche Projekte, das Sie als Kirchenratspräsident mitrealisieren konnten, sind Sie besonders stolz?
Da fallen mir spontan drei Dinge ein: die alle vier Jahre stattfindenden Kirchensonntage – den nächsten werde nochmals ich organisieren, am 4. September 2022, wieder in Affeltrangen –, die Herausgabe des Thurgauer Zusatzgesangbuchs «Rückenwind» und die Arbeit an den Fragen rund um den assistierten Suizid, mit der Publikation «Den Weg zu Ende gehen».
Auch die Evangelische Landeskirche Thurgau hat in den letzten Jahren zahlreiche Mitglieder verloren. Wie haben Sie diese Entwicklung wahrgenommen?
Die hohe Zahl an jährlichen Austritten schmerzt mich. Gegen diesen Megatrend scheint im Moment kein Kraut gewachsen zu sein. Wichtig ist, dass sich die kirchlich Engagierten deswegen nicht entmutigen lassen.
Auf was freuen Sie sich am meisten nach der Pensionierung?
Nachdem ich während 19 Jahren die Gesamtverantwortung getragen habe, freue ich mich, diese abgeben zu können. Ich freue mich auch darauf, mehr Zeit für Hobbys – vor allem Musik und Singen – und für die Familie und insbesondere die Enkel zu haben.
Und was wünschen Sie der Evangelischen Landeskirche Thurgau und dem Kirchenboten zum Abschied?
Ich wünsche der Kirche und dem Kirchenboten, dass sie lebendig bleiben, attraktiv für Jung und Alt, interessant und überraschend, verlässlich und glaubwürdig. Und dass man spüren kann, dass wir die «Reben» an dem einen «Weinstock» sind: Jesus Christus.
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(Interview: Cyrill Rüegger)
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