«Ruhe bitte, wir drehen»
Anne Walser ist begeistert: «Es läuft wunderbar! Das Team ist grossartig! Das Kloster ist ein Glücksfall!» Sie habe schon über 20 Filme produziert, aber noch keinen, bei dem alles so reibungslos gelaufen sei. Das sagt die Produzentin von Filmen wie «Grounding», «Verdingbub» oder «Die Akte Grüninger». Im Eingangsbereich des Klosters wurde die Zürcher Kirchgasse nachgebaut. Die Kulissen fügen sich beinahe nahtlos in die bestehende Bausubstanz ein. Das Kopfsteinpflaster war bis vor kurzem noch von mehreren Tonnen Dreck bedeckt, die für das authentische Strassenbild sorgten. «Präparierter Filmdreck», wie Anne Walser präzisiert, der auch bei Regen nicht die Form verliert. «Das war eine Doktorarbeit.»
Authentisch ist teuer
Überhaupt habe man keinen Aufwand und Mühen gescheut, um die Szenen stimmig zu gestalten. Anne Walser weist auf vorbeihuschende Nonnen im Habit mit Haube und Schleier. Sie durften sich – wie alle anderen Darstellenden des Films – in den letzten Wochen weder die Augenbrauen zupfen, noch das Solarium besuchen, Männer mussten den Bart wachsen lassen. Auch das gehört zu einem echten Erscheinungsbild. «Ein Historienfilm ist teuer, wenn er authentisch sein soll», so Walser. Das Budget für «Zwingli» beläuft sich auf über fünfeinhalb Millionen Franken, was ihn zu einem der teuersten Schweizer Filme macht. Ein Aufwand der sich lohnt, ist die Produzentin überzeugt. «Zwingli ist eine absolut moderne Figur», sagt sie. «Wenn ein Mann das System hinterfragt, ist das auch heute noch inspirierend.» Und der Film sei genau das richtige Medium, um dies zu vermitteln. «Er spielt mit den Emotionen und kann das Publikum direkt erreichen.»
«Zwingli war hier»
Nicht nur der gespielte, sondern auch der echte Zwingli besuchte einst Stein am Rhein, wie die Pfarrerin der Evangelischen Kirchgemeinde Burg in Stein am Rhein, Corinna Junger, erzählt. «Zwingli war nachweislich hier. Ein grosses Wandgemälde im Rathaus erzählt davon.» Sie und ihre Kirchgemeinde waren erfreut über die Dreharbeiten: «Es war spannend mitzuerleben, wie ein Film entsteht und dann sogar noch vor der eigenen Haustüre.» Besonders den Dreh der Ertränkungsszene des Täufers habe man hautnah miterleben können. Nun sei die Kirchgemeinde neugierig auf das Ergebnis der Dreharbeiten, so Corinna Junger. Allerdings muss sie sich noch gedulden, der Kinostart ist erst im Januar 2019 geplant. Doch das trübe die Begeisterung nicht, ist sich Corinna Junge sicher: «Der Regisseur hat versprochen, den Film auch im Kino Stein am Rhein zu zeigen. Die Vorstellungen werden bestimmt gut besucht sein.»
(26. April 2018, Text: Sibylle Zambon-Akeret / Pascal Häderli, Bild: Sibylle Zambon-Akeret)
«Ruhe bitte, wir drehen»