Raus aus dem Trubel, rein in die Stille
Adventslicht: So schlicht und einfach lautet das Programm, das die Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf in ihren jeweiligen Kirchen ab 1. bis 26. Dezember täglich von 17 bis 20 Uhr anbietet. Doch das Programm strotzt nicht vor zahlreichen Aktivitäten. Ganz im Gegenteil. «Wir wollen bewusst in dieser oft hektischen Zeit einen Kontrapunkt setzen. Eine Möglichkeit bieten, sich im Kirchenraum der Stille hinzugeben, bei Kerzenlicht und besinnlicher Musik», sagt Pfarrer Uwe Buschmaas in Kradolf. Gewisse adventliche Angebote gibt es trotzdem.
In Kradolf im Kirchenzentrum schmückt Pfarrer Uwe Buschmaas zusammen mit der Konfirmandenklasse zu einem bestimmten Motto jeweils ein Adventsfenster. Dies geschieht im Zusammenhang mit der Aktion Adventsfenster im Dorf, die die politische Gemeinde organisiert. «Letztes Jahr lautete das Motto ‹Rund um den Adventskranz›, nach Corona 2021 ‹Offene Türen›. Dieses Jahr ‹Höchste Eisenbahn›», sagt der passionierte Eisenbahnliebhaber.
Adventsfenster in Kradolf
Wie das Thema zur Eröffnung am 15. Dezember von den Konfirmandinnen und Konfirmanden umgesetzt wird, ist noch offen. Vielleicht lässt Uwe Buschmaas eine Eisenbahn durchs Fenster fahren? Auch im Krippenspiel plant Buschmaas, das Thema einfliessen zu lassen. «Es wird eine Bahnhofsituation geben», verrät er, aber nicht mehr. Was hingegen feststeht, ist der Apéro zur Eröffnung des Adventsfensters, der viele Interessierte ebenfalls in die Kirche lockt.
Dort erwarten die Besucherinnen und Besucher eine besinnliche Stimmung mit Kerzen und die heilige Familie – Skulpturen, fast lebensgross aus Holz geschnitzt. Der Hintergrund in der Kirche wird von der Mesmerin Yvonne Deckert und von Uwe Buschmaas passend gechmückt. Da das Kirchenzentrum normalerweise nicht immer geöffnet hat, gibt es einen Einsatzplan. Alle Mitglieder der Kirchenvorsteherschaft sowie Freiwillige kommen vorbei, um die Kirche aufzuschliessen und die Kerzen, inzwischen sind es elektrische, anzuknipsen.
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Der Stille hingeben
Früher, zu Beginn des Adventslichts vor gut 23 Jahren, brannten in beiden Kirchen noch richtige Kerzen, erinnert sich Pfarrer Frank Sachweh, der mittlerweile seit 21 Jahren in Sulgen tätig ist. Doch diese verursachten so viel Russ, dass nach der Innenrenovation in Sulgen vor sieben Jahren auf elektrische umgestellt wurde. Anfangs wurden alle Aktivitäten rund ums Adventslicht sehr zahlreich angenommen. Inzwischen sind beispielsweise Andachten in beiden Kirchen nicht mehr so gefragt. Was hingegen sehr beliebt sei, sei das Vorlesen von Weihnachtsgeschichten, immer donnerstags um 17 Uhr. Dieses Angebot werde gerne von den Grosseltern mit ihren Enkeln genutzt.
Ansonsten sucht man in Sulgen vergebens nach weiteren Adventsangeboten. Die brauche es auch nicht, da der Mesmer Bruno Blaser den Chor der Kirche sehr liebevoll und sinnlich schmücke, sagt Frank Sachweh und ergänzt: «Die Kirchenbesucherinnen und -besucher sollen sich der Stille hingeben können. Herz und Seele brauchen auch mal Nichts. Es gibt höchstens leise Musik und bewusst kein Adventsthema.» Wer möchte, kann seine Gedanken in einem Buch festhalten. Ein anonymer Eintrag hat Sachweh so bewegt, dass er diesen abgeschrieben und aufgehängt hat. Seine Erkenntnis: «Stille ist lebensnotwendig.»
Gemeinsam feiern
Das Adventslicht in beiden Kirchen mündet zum einen in den Familiengottesdienst zu Weihnachten – dieses Jahr um 17 Uhr in Sulgen – mit anschliessendem bescheidenem Weihnachtsessen auf Voranmeldung – und zum anderen in der besinnlichen Christnachtfeier um 22 Uhr in Kradolf.
In der Stille liegt Stärke
Zum Thema «Weihnachten» malte die 8-jährige Noemi Zellweger aus Braunau ein Bild, mit dem sie den Malwettbewerb des Kirchenboten gewonnen hat. Als Belohnung fährt sie ins Conny-Land nach Lipperswil.
In der Bibel gibt es zahlreiche Stellen, die sich der Stille widmen. Im Psalm 46,11 heisst es: «Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.» Am besten erkennen wir Gott, wenn wir zur Ruhe kommen und still werden. Aus der Stille heraus kann Stärke hervorgehen, wie es in Jesaja 30,15 lautet: «Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.» Bei Gott darf man zur Ruhe kommen und auf Hilfe hoffen. Gott schenkt auch Hoffnung, denn er ist ein schützender Fels und eine sichere Burg (Jesaja 62,2 und 62,6). Eines der bekanntesten Weihnachtslieder im deutschen Sprachraum nimmt ebenfalls das Thema Stille auf: Stille Nacht, heilige Nacht. Das Lied wurde erstmals am 24. Dezember 1818 in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg aufgeführt.
Raus aus dem Trubel, rein in die Stille