Neuer «Gestaltungsmut»
«This little light of mine, I’m gonna let it shine» – Gänsehautmoment zu Beginn der ersten Session beim Leitungskongress in Karlsruhe im März 2024: Die zwölfjährige Maite steht auf der Bühne und singt mit den Worten des bekannten Spirituals, was den Leitungskongress prägen soll: eine Botschaft der Hoffnung. Dieses Licht in uns kann trotz aller Widrigkeiten strahlen – hinaus in die Gemeinden, Kirchen und das ganze Land. Hoffnung schenken. Denn: «Ihr seid das Licht.»
Thurgauer unter 7000 Teilnehmenden
7’000 Menschen liessen sich für ihren Glauben und die Arbeit in den Kirchgemeinden inspirieren und schulen. Darunter eine 23-köpfige Gruppe aus der Evangelischen Thurgauer Landeskirche unter der Leitung von Flavia Hüberli, Fachstelle Start-up Kirche. Es waren freiwillige Mitarbeitende, Behördenmitglieder, Laienprediger, Sozialdiakone und Pfarrpersonen aus den Kirchgemeinden Berg, Egnach, Frauenfeld, Gachnang, Neukirch an der Thur und Schönholzerswilen sowie Mitarbeitende mit kantonalkirchlichem Auftrag mit dabei.
Hoffnung in Krisenzeiten
Auf dem Programm des Leitungskongresses standen Themen wie «Hoffnung in Krisenzeiten», der Umgang mit Traumata, Veränderung in Gemeinden und Ausblick auf die Zukunft der Kirche. Dazu gab es praktische Tipps und Einblicke in kirchliche «Leuchtturmprojekte», viel Lobpreismusik und die Gelegenheit sich zu vernetzen. In der letzten Session warb der Schweizer Autor und Dozent am TDS Aarau, Thomas Härry darum, Herausforderungen im persönlichen Leben und den Gemeinden mit «Gestaltungsmut» anzugehen. Weder überheblich, noch kleinmütig – aber immer in einer klaren Fokussierung auf Gott, denn: «Es geht um die Treue zu Christus.»
Mit Dankbarkeit, reich an inspirierenden Begegnungen und mit viel Hoffnung kehren die Mitglieder der Reisegruppe in ihre Kirchgemeinden zurück. Sie investieren sich weiter und sind fest davon überzeugt, dass die Kirche Zukunft hat. Nachfolgend deshalb einige persönliche Erlebnisberichte und Zitate von Teilnehmenden.
Flavia Hüberli: «Ich finde es grossartig, in Gemeinschaft unterwegs zu sein und von anderen Christen und Gemeinden zu hören und von ihnen zu lernen. Deshalb war ich zusammen mit Leitungspersonen der Kirchgemeinde Neukirch an der Thur schon viele Male am Leitungskongress. Immer bin ich neu motiviert und inspiriert zurückgekommen.
Mit meiner neuen ‹Start-up›-Stelle bei der Kantonalkirche lag es sehr nahe, die Gruppe für weitere Personen zu öffnen und so noch mehr Inspiration und Hoffnung zurück in unsere Thurgauer Kirche zu bringen. Für mich auch eine gute Möglichkeit, mich zu vernetzen und anzubieten, wo meine Unterstützung benötigt wird. So genial, hat sich eine Gruppe von 23 Personen gebildet.
Nebst vielen hochkarätigen Referaten fanden wir während der Reise und bei den Mahlzeiten, zum Teil bis spät in die Nacht Gelegenheiten, uns zu vernetzen und einen Transfer des Gehörten in unser Umfeld zu machen. Das werden wir auch noch beim Nachtreffen intensiv tun.
Karl Vaters sprach über die Besonderheiten kleiner Gemeinden, zu denen sich ein Grossteil der Besucher zählt und natürlich auch wir Thurgauer. Er ist überzeugt. ‹Gesunde, kleine Gemeinden sind ein Motor des Wachstums der Christenheit.› ‹Je kleiner, desto komischer›, schmunzelt Vaters und rät: ‹Umarmt die Gemeinsamkeiten – aber auch eure Einzigartigkeit.› Viele Menschen fühlen sich in kleinen Gemeinden wie zu Hause, weil der Pfarrer ihren Namen kennt und sie als Person einen Unterschied machen können. Darauf dürfen wir bauen und stolz sein.
Besonders bewegt hat mich Amy Orr-Ewing, die über Hoffnung und Heilung in unserer traumatisierten Welt gesprochen hat. Sie sieht Leitende von Kirchen in der Verantwortung: ‹Wir müssen Orte schaffen, wo traumatisierte Menschen heilen können›. Diese Aufforderung nehme ich sehr ernst und bin mir völlig bewusst, welche grosse Aufgabe das ist. Vielleicht einfach mal mit Zuhören beginnen.
Sehr ermutigend war der Bericht von Justus Geilhufe, der Pfarrer in Freiberg in Sachsen – ‹der atheistischste Ort Deutschland›, wie er selbst sagt, ist. Lediglich zehn Prozent der Menschen dort sind Kirchenmitglieder. Er geht mit grosser Offenheit auf die Menschen zu. ‹Das ist die Grundlager für Mission›. Und es funktioniert. Kircheneintritte und Taufen wiegen die Zahl der Austritte und Todesfälle auf, sagt der Pfarrer. Hier können wir weiterdenken, weil wir uns irgendwann auch an diesem Punkt befinden werden.
So viele ermutigende Berichte, die mich total motivieren, mich weiter in die Kirche zu investieren. Ich wünsche mir, dass wir als Kirchenverantwortliche mutiger sind und den Menschen in unseren Gemeinden noch mehr Gestaltungsfreiräume geben.»
Dirk Oesterhelt: «Der Willow Creek Leitungskongress zum Thema Hoffnung war eine transformative Erfahrung. Mit inspirierenden und praxisorientierten Referaten bot die Veranstaltung einen hoffnungsvollen Realismus, der die Teilnehmer dazu ermutigte, trotz der aktuellen Herausforderungen als Christ und im Gemeindebau an Gottes Verheissungen festzuhalten. Der Austausch mit anderen Teilnehmern aus dem Thurgau verstärkte das Gefühl der Gemeinschaft und des gemeinsamen Engagements für eine hoffnungsvolle Zukunft.»
Annouc Schenk: «Der Willow Creek Kongress 2024 in Karlsruhe zum Thema Hoffnung war für mich genau das: ein Hoffnungs-Spender. Der Kongress hat mich einerseits wieder daran erinnert, welche unglaubliche Hoffnung wir als Christen haben dürfen. Besonders in der aktuellen Zeit, in der Hoffnung Mangelware ist. Er hat mir aber auch bewusst gemacht, welche Verantwortung dies mit sich bringt. Es ist unsere Aufgabe, die Hoffnungsbotschaft weiterzugeben, sie zu leben. Wir haben eine radikale, verwandelnde Hoffnung, die wir ohne Angst in die Welt und in unsere Gemeinden tragen müssen.»
Markus Peterhans: «Gerne erinnre ich mich an die Tage in Karlsruhe, wo wir zusammen mit der Gemeindeleitung von Neukirch und den vielen anderen Menschen am Kongress waren. Es war sehr eindrucksvoll und eine gesegnete Zeit. Folgende Eindrücke möchte ich für mein Leben und natürliche für die Kirche vor Ort gerne teilen.
Jesus schenkt Hoffnung, und er ist auch Hoffnung, weil er von den Toten auferstanden ist. Es ist gewiss, dass Jesus für uns alles vollbracht hat, damit wir einmal bei Ihm wohnen dürfen. Dafür lohnt es sich, die Kirche in unserem Dorf weiter zu bauen. Es gilt, Ziele zu setzen, aber nur so viele wie wir auch umsetzen können: Lieber ein Ziel erlangen, als mehrere Ziele ohne Ende anpeilen. Grundsätzlich war es ermutigend zu hören: Wir dürfen Freude haben über unsere kleine Gemeinde, denn auch in den kleinen Kirchgemeinden möchte Gott Grosses tun.
Der Lobpreis am Kongress hat mir zudem viel Kraft gegeben. Deshalb wünsche ich mir, dass in unserer Gemeinde der Lobpreis stark gefördert werden soll.
Verschiedene weitere Aspekte haben mir eingeleuchtet, ‹Vergebung ohne Vergebung› zum Beispiel: Es kann einen Menschen selber blockieren, aber auch Menschen, die keine Vergebung zugesprochen erhalten, können gefangen sein. Deshalb wurde mir wichtig: Unsere Gemeinde soll ein grosses Herz haben und vergeben.
Der biblische König David wurde am Kongress als Vorbild erwähnt. Er hat Gott geliebt und gefürchtet. Er wurde zum König gesalbt, obwohl er Fehler machte. Davon können wir lernen, nämlich Vorbild zu sein, auch wenn wir Fehler machen.
Spannend zu hören auch auch: Jesus hatte lange Gebetszeiten, der Aufwand für Krisen war bei ihm hingegen klein. Ich will in die Gebetszeit investieren, um selber oder als Gemeinde nahe bei Gott sein zu können.
Ich möchte mein Wissen und die Erfahrungen weitergeben, Jüngerschaft leben und unsere Nachfolger in der Gemeinde ausbilden.»
Neuer «Gestaltungsmut»