«Neue Wege gehen»
Tobias Braunwalder
Alter: 32
Wohnort: Goldach
Beruf: Fachperson Betreuung, Alltagsgestaltung und Aktivierung
Kirchliches Engagement: Mitglied in der Evangelischen Kirchgemeinde Goldach
Mitgliedschaft: Dirigent in der Lake View Junior Band und in der Musikgesellschaft Neukirch-Egnach
Hobbys: Alles, was mit Musik zu tun hat, kochen, Freunde treffen, lesen, unterwegs sein
Was gefällt Ihnen am Vereinsleben besonders?
Es ist das Zusammenkommen von Menschen mit verschiedensten Hintergründen, das ich am meisten schätze: gemeinsame Zeit, gemeinsame Ziele, lachen und einfach der Kontrast zum Alltag. Ich erachte das Vereinsleben als wichtigen Pfeiler der Sozialisation, welcher für mich gerade in der immer stärker individualisierenden Gesellschaft an Bedeutung gewinnt.
Was könnte man verbessern in Ihren Vereinen?
Ich würde nicht von Verbesserungen, sondern von Herausforderungen sprechen. Grundsätzlich sind meine beiden Vereine gut aufgestellt. Doch die Zeit ist im stetigen Wandel. Da müssen wir mitgehen, Vergangenes reflektieren und immer wieder neu denken. Zwischendurch braucht es auch den Mut, alte Strukturen loszulassen und etwas komplett Neues anzugehen. Die grösste Herausforderung wird sein, neue Mitglieder für uns zu begeistern.
Welchen Beitrag können Ihre Vereine für die Gesellschaft leisten?
Als Musikvereine beleben wir das kulturelle Leben in- und ausserhalb unserer Gemeinden. Wir bieten Strukturen, Ausbildungsmöglichkeiten auf Instrumenten und eine sinnvolle gemeinsame Tätigkeit für Jung und Alt. Damit fördern wir das Sozialleben und helfen bei der Vernetzung, insbesondere in der Jugendarbeit. Gerade Kinder und Jugendliche können bei uns im geschützten Rahmen lernen, gemeinsame Ziele zu erarbeiten, sich zu entwickeln und Verantwortung im musikalischen Sinn zu übernehmen.
Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben? Können Sie dafür ein konkretes Beispiel nennen?
Der Glaube gibt mir Kraft in verschiedenen Situationen des Lebens. Allerdings brauche ich dafür weder einen bestimmten Ort noch eine bestimmte Zeit, um ihn zu leben. Denn ich halte den Glauben für etwas sehr Persönliches und Individuelles, wobei jeder Mensch für sich entscheiden sollte, in welcher Form er ihn mit sich trägt.
Gibt es etwas, was die Kirche von Ihren Vereinen lernen könnte?
Ich denke, die Kirche hat ähnliche Herausforderungen wie wir in den Vereinen. Für mich steht der zeitliche Wandel im Vordergrund. Früher gingen die Leute in die Kirche, heute muss die Kirche meiner Meinung nach zu den Leuten. Und das nicht unbedingt im religiösen Sinn. Sie muss es schaffen, als soziale Institution stärker wahrgenommen zu werden. Dazu müssen die historische Geschichte aufgearbeitet und Strukturen überarbeitet werden. Neue Wege gehen: In meinen Vereinen geschieht dies.
(Interview: Jana Grütter)
«Neue Wege gehen»