Neu trifft auf 100 Jahre
Die immer beliebtere Kirche Kurzdorf soll sich aus der langen Geschichte heraus weiterentwickeln. Dies verdeutlichen die Jubiläumsfeierlichkeiten für die Kirche und das gleichzeitige Einweihungsfest für das Begegnungszentrum Viva vom 19. bis 21. Mai. Das neue Begegnungszentrum ist ein moderner Pavillon mit Jugendraum, Saal und Gastroküche, den sich die Kirchgemeinde rund 2.6 Millionen Franken kosten lässt (der Kirchenbote berichtete im April 2016). Er ist gleichsam das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen der 100-jährigen Kirche und dem bereits bestehenden «Chrüterhus» mit seinen relativ kleinen Kirchgemeinderäumen.
In ursprünglicher Frische
Beliebt sind nicht nur die Begegnungsräume, sondern auch die überschaubar-heimelige Kirche Kurzdorf selber, die von 1912 bis 1915 vom bekannten Architekturbüro Brenner und Stutz im Heimatstil konzipiert wurde. Nach der Entdeckung mittelalterlicher Fresken in der alten Kirche musste sie 1915 so umgearbeitet werden, dass ein Teil des Chores mit den am besten erhaltenen Gemälden erhalten und mit dem Neubau verschmolzen werden konnte. Die gestalterische Lösung der Architekten überzeugt noch heute und erstrahlt seit der Renovation von 2006 in der ursprünglichen Frische. Seit dieser Renovation ist auch der zwischenzeitlich zur «Rumpelkammer» verkommene Chorraum mit den spätmittelalterlichen Fresken freigeräumt. In dem typisch reformierten Gotteshaus kann man somit auch der «katholischen Vorgeschichte» begegnen und sich – gerade im Jubiläumsjahr der Reformation – Gedanken machen über Brüche und Kontinuitäten in einer über 800-jährigen Tradition kirchlichen Lebens im Kurzdorf.
Erstmals 1291 erwähnt
Die beim Abbruch der alten Kirche im Herbst 1915 baugeschichtlich erfassten ältesten Grundmauern weisen noch ins ausgehende 12. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kirche St. Johann im Kurzdorf im Jahr 1291. Nach der Reformation kommt die Kirche in die Hände der Evangelischen. Im Gegensatz zu anderen reformierten Kirchen des Thurgaus, an denen vor 1798 überwiegend Zürcher Prädikanten amteten, rekrutierten sich die Pfarrer von St. Johann damals vor allem aus Frauenfelder Familien. Die Dorfkirche wurde bereits im 19. und 20. Jahrhundert zum kirchlichen Zentrum eines früh industrialisierten und rasch wachsenden Stadtquartiers.
Hannes Steiner und Roman Salzmann (29. April 2017)
Neu trifft auf 100 Jahre