Nationale Kirchen-App stösst auf mittleres Interesse
«Wie heisst wohl diese Kirche und welche Heilige stellt jene Statue an der Säule gegenüber dar?» Zwei Fragen, die sich Touristen stellen könnten, die gerade auf Durchreise sind und vor einem Sakralbau stehen oder in einer Kirche die künstlerische Ausgestaltung betrachten. Abhilfe könnte hier eine «Kirchen-App» schaffen. Um das Interesse daran in Kirchgemeinden und Pfarreien abzuklären, führte die Fachhochschule Nordwestschweiz eine gross angelegte Umfrage durch.
Reformierte mit hohem Rücklauf
Rund 6500 Sakralbauten gebe es in der Schweiz. 80 Prozent der Einwohner des Landes würden täglich ihr Smartphone benutzen. Was liegt näher, kommt die Studie zum Schluss, als diese beiden Grössen zu verbinden und zu nutzen? 1228 katholische und 1980 reformierte Pfarreien und Kirchgemeinden wurden mit einem detaillierten Fragebogen angeschrieben. Die Rücklaufquote war mit 24,8 Prozent überdurchschnittlich hoch. Interessanter an dieser Zahl ist indes ihre Zusammensetzung: Während 566 reformierte Kirchgemeinden auf die Umfrage reagierten, taten dies lediglich 225 katholische Pfarreien.
Die katholischen Pfarreien nutzen gemäss der Studie die digitalen Medien leicht weniger als reformierte Kirchgemeinden. Zwei Pfarreien verzichten ganz auf die Nutzung des Internets. Alle anderen sind mit einer Webseite im Netz zu finden. Rund jede vierte Kirchgemeinde/Pfarrei nutzt auch Facebook, wobei hier die Katholiken etwas fortschrittlicher sind. Bei WhatsApp ist das Verhältnis umgekehrt. Punkto vermittelter Inhalte zeigt die Studie, dass ein eher traditioneller Geist weht. Gottesdienstzeiten, Agenden, Kontaktdaten und Ähnliches werden bereits genutzt und auch für eine allfällige Kirchen-App gewünscht. Informationen zu Architektur und Kunst der Sakralbauten bewerten die Befragten positiv.
«Bedarf an Überzeugungsarbeit»
Die Studie hält fest, «dass es noch an Überzeugungsarbeit bedarf, um eine nationale Kirchen-App mit interaktiven Elementen entwickeln zu können». Doch nicht nur in diesem Bereich sind weitere Anstrengungen vonnöten. Was das Interesse an einer nationalen Kirchen-App angeht, sind sich beide Konfessionen für einmal einig. Auf einer Skala von «hoch» über «mittel» bis «gering» votierten sie mit je 47 Prozent für «mittel». Der Zuspruch für eine Kirchen-App liegt bei der Altersgruppe um 50 Jahre am höchsten.
Der Möglichkeiten, die eine nationale Kirchen-App bietet, wären laut Studie viele. Beispielsweise im Religionsunterricht, wo mit Hilfe der Kirchen-App Inhalte mit Games oder einem Quiz jugendgerecht vermittelt werden könnten. Die Bandbreite der Kosten für die Entwicklung der App, so hätten vier Offerten gezeigt, seien allerdings erheblich. Sie liegen zwischen 80'000 und 176'000 Franken. Für die Umsetzung schlägt die Studie ein rasches Tempo vor. Das sei nötig, «um der Konkurrenz zuvorzukommen». Bei optimaler Projektierung wäre die Realisierung einer nationalen Kirchen-App bis zum Frühjahr 2018 möglich.
Die Studie zu einer nationalen Kirchen-App entstand im Auftrag von Pascal Steck in Zusammenarbeit mit «katholisch bl.bs», der Fachstelle der katholischen Kirche Basel-Stadt und Baselland. Steck betreut verschiedene kirchliche Projekte und arbeitete als Internetbeauftragter für die reformierte Kirche Basel-Stadt.
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Studie
Franz Osswald / Kirchenbote / 22. Juni 2016
Nationale Kirchen-App stösst auf mittleres Interesse