Mit Fundraising in die Zukunft
Die Basler Kirchen sind «Schweizermeister» bei den Kirchenaustritten. Wer die vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut bekanntgegebenen Zahlen im Hinterkopf hatte, staunte darum nicht schlecht über die Ankündigung einer Veranstaltung des Basler Forums für Zeitfragen: «Im deutschsprachigen Raum werden die Volkskirchen praktisch vollumfänglich von Kirchensteuermitteln und staatlichen Subventionen finanziert. Die Basler Kirche geht seit 25 Jahren ihren eigenen Weg. Wider Erwarten mit Erfolg.» An dem Anlass vom 22. März zeichnete der Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert ein positives Bild seiner Kirche. Wie kommt er zu dieser Sichtweise?
Nur durch Kirchensteuer finanziert
Ein Grund liegt in der ungleichen Ausgangslage, in der sich die Basler Kirche gegenüber den anderen Deutschschweizer Kantonalkirchen befindet. Während sich in Zürich und Bern, aber auch im Baselbiet die Finanzen der Kirchen aus Kirchensteuer, Steuern von juristischen Personen und kantonalen Subventionen zusammensetzen, können die Basler Kirchen nur auf die Einnahmen aus den Kirchensteuern ihrer Mitglieder zurückgreifen. Nur die Spital- und Gefängnisseelsorge entschädigt der Kanton zusätzlich. Trotz dieser ungleichen Bedingungen behaupteten sich die Basler Reformierten bis heute gut, hielt Lukas Kundert fest.
Der Kirchenratspräsident rückte die nackten Austrittszahlen in ein grösseres Gesamtbild. «Alle Städte verlieren Mitglieder, auch Zürich und Bern. Andere Kantone besitzen ein ländliches Umfeld, das sich punkto Austritte ausgleichend auswirkt. Mit Riehen und Basel bilden die beiden grössten Städte der Nordwestschweiz und ein Dorf unseren Kanton.»
Migration führt zu Austritten
Kunderts Aussage belegen nackte Zahlen. Dort, wo die Migration am grössten ist, nämlich in Städten und Stadtquartieren, sind die Austrittszahlen am höchsten. In Basel sind die Mitgliederzahlen dort stabil, wo die Alteingesessenen wohnen, die hier geboren sind. Kundert: «Wer nach Basel zieht, hat kaum eine Bindung zu unserer Kirche und tritt aus». Jene, die sich zu den Basler Reformierten bekennen, seien zudem mit dem Angebot zufrieden. Deshalb: «Nicht die Kirchensteuern führen zum Rückgang, sondern die Migration und die natürliche Fluktuation.
Wenn in Basel im Jahr 2016 noch 150 Kinder getauft wurden, aber 600 Menschen starben, dann verliere die Kirche allein dadurch 450 Mitglieder. Eine Zahl, die auch keine andere Kirche allein durch Beitritte auszugleichen vermöge, so Kundert.
Interessant sei zudem die Tatsache, dass die Reformierten heute pro Kopf finanzstärker sind, als zu ihren besten Zeiten. Kamen 1994 bei 54 000 Mitgliedern rund 550 Franken auf den Einzelnen, so seien es heute mit 28 000 Mitgliedern rund 800 Franken, rechnete Kundert vor. Dies, weil kräftig mit Drittmitteln aus Fördermodellen mitfinanziert werde.
50 Prozent aus Drittmitteln
Bis 2025 sollen 50 Prozent des Finanzbedarfs aus Drittmitteln generiert werden. Das bedeutet: 19 Pfarrstellen könnten finanziert werden, ohne Kirchgemeinden fusionieren zu müssen. In verschiedenen Kirchgemeinden und kantonalkirchlichen Stellen funktioniere das Fundraising bereits bestens, freute sich Kundert.
Das vom Kirchenrat angestrebte Finanzierungsmodell würde auch die Pfarrschaft entlasten. Kundert: «Jede Stelle, die wir zusätzlich finanzieren können, entlastet unsere Pfarrerinnen und Pfarrer bei der Bewältigung ihres oft kaum noch überblickbaren Aufgabenkatalogs.»
Franz Osswald / Kirchenbote / 23. März 2017
Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».
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