News aus dem Thurgau

Martin Luther King begeistert Mega-Chor

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17.10.2022
Internationale Stars treffen auf Singbegeisterte aus der Region. Das ist die Idee hinter dem Chormusical Martin Luther King. Am 5. und 6. November wird die Grossproduktion in den Olmahallen in St. Gallen aufgeführt.

Ein Septemberabend in der «Stami»-Kirche in St. Gallen. Draussen herrscht Hundewetter. Drinnen aber «groovt» es: 400 Sängerinnen und Sänger proben für das Chormusical Martin Luther King. Am Klavier sitzt Andreas Hausammann. Der evangelische Kirchenmusiker aus Bischofszell ist Kopf des Musicals. Vor vier Jahren hat er bereits das Luther-Pop-Oratorium nach St. Gallen geholt, nun präsidiert er den Verein Martin- Luther-King-Musical, der von der reformierten Kirche des Kantons St. Gallen unterstützt wird. «Unser Ziel ist es, Singfreudige in der Ostschweiz für dieses ökumenische Projekt zu begeistern und das Musical gemeinsam auf die Beine zu stellen», sagt der Thurgauer. Sowohl ganze Chöre als auch einzelne Sängerinnen und Sänger machen beim Projekt mit.

Hühnerhaut-Atmosphäre
Eine von ihnen ist Petra Rechsteiner aus Wallenwil. Sie ist ein musikalischer Tausendsassa, singt in verschiedenen Chören und spielt in einer Rentnerband – «als jüngstes Mitglied », wie sie betont. Speziell am Martin- Luther-King-Musical sei die Grösse: «400 Sängerinnen und Sänger in der Olmahalle, das ist Hühnerhaut pur», schwärmt sie. Auch Annette Hergert aus dem st. gallischen Kaltbrunn freut sich auf den Auftritt mit den Profisängern. Wichtig ist ihr aber auch die Story des Musicals: «Martin Luther King war zum Teil allein auf weiter Flur. Was er bewegt hat, ist beeindruckend.» Das Libretto zum Musical stammt aus der Feder von Andreas Malessa. Der deutsche Theologe und Journalist ist King-Spezialist und kannte die älteste Tochter des Friedensnobelpreisträgers persönlich. Das Musical erzähle viele unbekannte Facetten aus dem Leben Martin Luther Kings, sagt er. Es zeige auf, wie wichtig der Glaube für das Wirken des Baptistenpfarrers gewesen sei: «Es geht um eine konkrete Utopie, eine Idee, für die es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn sie momentan noch nicht verwirklicht ist. Was für Martin Luther King die US-Afroamerikaner in den 60er Jahren waren, sind für uns heute die Flüchtlinge und die ‹Working Poor› im Europa des 21. Jahrhunderts.»

King wurde angefeindet
Die Botschaft des Musicals ist auch Andri Letta aus Grabs wichtig. «Wir werden ja im Leben manchmal auch angefeindet, müssen Widerstände überwinden», stellt er fest. Wie Martin Luther King beharrlich seine Ziele verfolgte, beeindrucke ihn. Der passionierte Sänger macht auch sonst in verschiedenen Chören mit. Am Martin-Luther-King-Musical imponiert ihm einerseits die Grösse des Chores, andererseits bedauert er die Anonymität: «Bei kleineren Chören hat man mehr Kontakt untereinander. Hier kenne ich die meisten Leute nicht.» Mittlerweile ist die Probe vorbei. Die Sängerinnen und Sänger strömen raus ins kalte Regenwetter. Viele kennen einander nicht. Und doch erwecken sie den Eindruck einer eingeschworenen Gemeinschaft.

Stefan Degen

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