Listige Wäldener feiern ihre Kirche
Vor dem Kirchenbau war Wäldi ein gespaltenes Dorf. Um das Jahr 1700 habe die Grenze der Pfarrei mitten durch den Weiler geführt, erzählt Sandra Meier, Aktuarin der Evangelischen Kirchgemeinde Lipperswil-Wäldi. «Die 26 evangelischen Kirchgänger nördlich des Bächleins pilgerten für den Gottesdienst nach Ermatingen, die 63 Kirchgänger südlich des Bächleins nach Wigoltingen.»
1712 brachte der vierte Landfrieden den Reformierten die Rechtsgleichheit mit den Katholiken. Nun konnten die evangelischen Thurgauer die Pfarreien aufteilen und eigene Kirchen bauen. Die Wäldener machten bald Nägel mit Köpfen: Im April 1723 hätten sie im herrschenden Zürich ein Baugesuch für eine eigene Kirche gestellt, sagt Sandra Meier. Parallel starteten die listigen Wäldener bereits mit dem Bau. Die Zürcher wollten ihn zunächst noch verhindern. Weil der Bau schon so weit fortgeschritten war, erteilte die Tagsatzung im Sommer 1723 letztlich die Baubewilligung. Bereits im November war die Kirche fertiggestellt. Im Frühjahr 1724 wurde sie eingeweiht.
Seither hat es immer wieder kleinere und grössere Renovationsarbeiten an der Kirche gegeben, ist der Chronik von Lehrer Gamper zu entnehmen. Die grösste fand vor 70 Jahren statt. Von damals sind auch noch der heutige Taufstein, die Kanzel und die Bankreihen. 1970 kam die Orgel hinzu. Das 300-Jahr-Jubiläum ihres «schönen, schlichten Kirchleins» feierten die Wäldener, die heute zur Evangelischen Kirchgemeinde Lipperswil-Wäldi gehören, mit einem gut besuchten Familiengottesdienst. Die junge Generation bereicherte die Feier mit einem kleinen Kirchenturm-Theater und selbstgemalten Bildern. Auf reges Interesse stiessen zudem die Turmführungen und eine Karte aus der Anfangszeit der Kirche.
Listige Wäldener feiern ihre Kirche