Liebe auf dem letzten Weg
«Wir sind eine Lerngemeinschaft», sagt Frank Sachweh. «Sicherheit gibt es nicht, nur geteilte Unsicherheit.» Der Pfarrer aus Sulgen ist einer der vier Thurgauer Kursleiter der «Letzten Hilfe». Ein Seelsorge-Experte und eine Pflegefachfrau besprechen während der eintägigen Workshops Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgeaufträge oder Beerdigung. Auch das Deuten von Symptomen und das Lindern von Beschwerden vermitteln sie sachlich. Doch bei einigen Fragen zum letzten Liebesdienst an einem Mitmenschen suchen die Teilnehmenden gemeinsam Antworten. Wie integriert man das Sterben in das Leben? Wie nimmt man Abschied?
Wissen ist verloren gegangen
Den Kurs besuchen meist Angehörige von Schwerkranken oder Freiwillige aus den Begleitdiensten von Spitälern und Kirchen. «Auch Ältere waren schon dabei, die wissen wollen, was auf sie zukommt», sagt Kursleiterin Marina Bruggmann-Widmer, im Hauptberuf Geschäftsführerin des Hospizdienstes Thurgau. Sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden, ist einer der Nebeneffekte der Kurse. «Die Gesellschaft hat die Begleitung von Sterbenden delegiert», sagt Frank Sachweh. «Es ist viel Wissen verloren gegangen, seit die Alten und Kranken im Spital oder im Altersheim sterben. Doch alle können trösten oder zuhören.»
Oft fühle man sich am Sterbebett hilflos, sagt Palliativ- Expertin Bruggmann, die deshalb gerne erklärt, wie man Menschen in der letzten Lebensphase begleiten oder berühren kann. Die physischen Anzeichen des nahenden Todes sind ebenfalls Thema. «Sterbende können unruhig oder ängstlich werden. Das Wichtigste ist, dann für den Menschen da zu sein.» Die Kursleiter legen Wert darauf, dass die Begleiter ihre Kräfte einteilen. «Sie müssen Unterstützung suchen und sich Auszeiten nehmen», sagt Bruggmann. Ein Innehalten müsse es auch nach dem Tod eines Angehörigen geben. «Nach dem Tod pressiert nichts mehr. Ja, man muss den Arzt rufen und es der Gemeinde melden, aber vor allem muss man Abschied nehmen.»
Ideale Ansprechpartner
Die meisten der Kurse, die «Letzte-Hilfe»-Tandems bisher gegeben haben, hatten Kirchgemeinden organisiert. Pfarrer Sachweh findet das richtig: «Die Kirchen haben heute mitunter einen schweren Stand, aber im diakonischen Bereich sind sie gesellschaftlich relevant. » Die Begleitung von Sterbenden gehe zwar alle an. «Aber wir fangen gerne in Kirchgemeinden an, weil wir dort auf Menschen treffen, die gewohnt sind, sich um andere zu kümmern.»
Interessierte Kirchgemeinden wenden sich an Susanne Imhof, landeskirchliche Beauftragte für Palliative Care Thurgau.
Liebe auf dem letzten Weg