Kybunpark statt Kanzel
«Dank meinem Vater habe ich früh mitbekommen, was es heisst, in der Öffentlichkeit zu stehen», sagt Christian Witzig. Als Kind war er ab und zu dabei, wenn sein Vater von der Kanzel predigte. Das habe ihm wohl die nötige Gelassenheit vermittelt, die es als Fussballprofi braucht. Dank der Wohnortwechsel habe er zudem gelernt, was es bedeutet, immer wieder neu anzufangen. Als Fussballprofi gelte es nämlich ebenfalls, Vergangenes abzuhaken und nach vorne zu schauen.
Video: 2010 trifft Christian Witzig als Junior des FC Münchwilen die damaligen FC Basel-Stars Alex Frei, Marco Streller & Co. Christian Witzig trägt ein gelbes FC Basel-Shirt.
Früh für Furore gesorgt
An seine Kindheit im Thurgau denkt Christian Witzig indes gerne zurück: Zwar habe er sich als Sohn eines Pfarrers auch den einen oder anderen Spruch anhören müssen. «Aber wenn man gut im Sport ist, hat man es sowieso etwas leichter», fügt er mit einem Augenzwinkern an. Die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit habe ihn geprägt. Besonders gerne erinnere er sich zum Beispiel an die Adonia Sportcamps zurück.
Den sportlichen Durchbruch beim FC St. Gallen schaffte Witzig in der aktuellen Saison: In der Hinrunde absolvierte der Mittelfeldspieler 16 Partien. Dabei erzielte er zwei Tore und bereitete zwei weitere Treffer vor. Auch im Trikot der Schweizer Juniorennationalmannschaften konnte er schon für Furore sorgen: Die U17 schoss er seinerzeit mit einem wichtigen Tor gegen die Slowakei an die Endrunde der Europameisterschaft.
Der Traum vom Ausland
Nichtsdestotrotz: Christian Witzig ist keiner, der gleich abhebt. Das zeigt sich nur schon daran, dass er derzeit noch bei seinen Eltern Kurt und Brigitte Witzig in Bronschhofen wohnt. So verwundert es auch nicht, dass er seinen Vertrag mit dem FC St. Gallen kurz vor Weihnachten bis 2025 verlängert hat.
«Zunächst möchte ich beim FC St. Gallen meinen unbestrittenen Stammplatz finden. Dann gilt es natürlich, gesund zu bleiben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein», sagt Christian Witzig mit Blick auf seine sportlichen Ziele. Wirklich planbar sei im Spitzenfussball ohnehin nichts. «Es ist sicher ein Traum, einmal im Ausland zu spielen. Aber letztlich kommt es so, wie es kommt.»
Den Vater «überflügelt»
Blickt man auf die Kindheit von Christian Witzig zurück, würde es nicht überraschen, wenn es mit dem Wechsel ins Ausland eines Tages tatsächlich klappt. Schon als Siebenjähriger soll er seinen Eltern gesagt haben, dass er Fussballprofi und Pfarrer werden möchte. Weil sich beides an Sonntagen abspielt und er nicht gerne vor vielen Leuten aufgetreten sei, habe er gemeint, dass wohl eher die Karriere als Fussballspieler in Frage kommt. Heute dürften ihm beim Fussballspielen im St. Galler Kybunpark meist 100-mal mehr Leute zuschauen als seinem Vater im Gottesdienst.
Kybunpark statt Kanzel