Konkordat war umstritten
Nach der Neubestellung ihrer Organe, befasste sich die Synode unter Führung ihrer neuen Präsidentin Judith Hübscher Stettler mit der Genehmigung des Jahresberichts und der Rechnung 2017. Am Nachmittag dominierte die Diskussion um mögliche Entzugsgründe der Wahlfähigkeit von Pfarrpersonen, wie sie die Änderung zum Konkordat formuliert.
Jahresbericht gelobt
Die GPK lobte ausdrücklich, dass die landeskirchliche Arbeit nicht nur von Sparbemühungen, Fusionen und Geldfragen geprägt ist, sondern dass die Inhalte überwiegen, wie im Jahresbericht 2017 auf ansprechende Art dargelegt ist. Offenbar finden die Beratungsangebote im Bereich Diakonie und die Angebote der kirchlichen Erwachsenenbildung/Spiritualität guten Anklang, wie die gestiegene Nachfrage bei der Beratungsstelle für Arbeitslose und beim Tecum zeigen. Diakon Hanspeter Rissi, Thurgauer Abgeordneter bei Diakonie Schweiz aus Kreuzlingen, regte an, sich vermehrt über das Fachportal www.diakonie.ch zu informieren.
Ruedi Keller, Berg, richtete seinen besonderen Dank an den Kirchenrat für die sehr gelungene Durchführung von drei Grossanlässen im Reformationsjahr. Nebst Kirchensonntag und Reformationsgottesdienst hob er die Finanzierung der Bahnfahrt für 550 Jugendliche aus dem Thurgau am Jugendfestival Reformaction in Genf hervor. Christina Aus der Au, Frauenfeld, wollte vom Kirchenrat wissen, ob die bei diesem Anlass von Jugendlichen formulierten Thesen konkrete Planungen der Thurgauer Landeskirche nach sich ziehen würden. Kirchenrätin Ruth Pfister: «Wir bleiben dran.» Kirchenrat Lukas Weinhold beantwortete Fragen der GPK zur Spezialseelsorge. Für die Mitwirkung im Care Team suche die Landeskirche dringend Pfarrpersonen, die bereit sind, sich in der Notfallseelsorge zu engagieren.
Gewinn - auch dank Erfolgsgeschichte «Rückenwind»
Bei einem Aufwand von 6,36 Mio. Franken schliesst die Rechnung mit einem Ertragsüberschuss von 121‘000 Franken um rund 175‘000 Franken besser ab als budgetiert. Leicht höhere Steuereinnahmen (47’000 Franken) und Minderausgaben wirkten sich aus. Gründe sind zum Beispiel Verzögerungen von geplanten Arbeiten bei der Organisationsentwicklung und der ökumenischen Finanzbuchhaltung. Auch gesundheitsbedingte Abweichungen bei den Personalkosten zeigten Auswirkungen. Die mehr als doppelt so hohe Nachfrage am Liederbuch Rückenwind bescherte weitaus mehr zusätzliche Einnahmen als zusätzliche Ausgaben. Vom Rechnungsvorschlag fliessen 50‘000 Franken für das ökumenische Projekt «150 Jahre Landeskirche Thurgau» als Einlage in den Fonds «Vorfinanzierung Kirchengeschichte und Jubiläen», 70‘742 Franken werden dem Eigenkapital zugeschrieben.
Thurgauer Zeichen des Missfallens
Die Teilrevision des Konkordats dominierte die Diskussion am Nachmittag. Ergänzend zum staatlich verantworteten Theologiestudium, regelt das Konkordat den kirchlich verantworteten Teil der praktischen Pfarrausbildung und die Zulassung zum Kirchendienst. Die vom Kirchenrat zu treffende Übereinkunft mit anderen Kantonalkirchen bedarf der Genehmigung der Synode. Auf die inhaltliche Ausgestaltung hat sie keinen Einfluss. Befürchtungen zum missbräuchlichen Entzug der Wahlfähigkeit ins Pfarramt, was einem Berufsverbot von Pfarrpersonen gleich käme, wurden deutlich. Hans Peter Niederhäuser, Weinfelden, forderte als deutliches vernehmbares Zeichen des Missfallens aus dem Thurgau, die Vereinbarung abzulehnen. Um dies zu verhindern, rang die Synode um eine gangbare Lösung, ihr Missfallen gegenüber den mitunterzeichnenden Konkordatskirchen auszudrücken, ohne die Annahme gesamthaft zu gefährden. Der breit geteilte Unmut konzentrierte sich auf Formulierungen im Artikel 19 zum Verlust oder Entzug der Wahlfähigkeit. Pfarrer Frank Sachweh, Sulgen, befürchtete, dass Pfarrpersonen, die sich engagiert und mit klaren Voten für Menschenrechte einsetzen oder Kirchenasyl gewähren würden, missbräuchlich als politisch unbequeme Personen vom Kirchendienst ausgeschlossen werden könnten. Pfarrer Harald Ratheiser, Arbon, attestierte dem Gesetz zwar gute Absichten, die aber «grottenschlecht formuliert» seien. Pfarrerin Gabriele Weiss, Scherzingen-Bottighofen, doppelte nach: «Das Recht muss besser sein als die Menschen.» Die Lösung fand die Synode in der Konsultativabstimmung zum Antrag Sachweh: Die Thurgauer Vertretung soll sich in der Konkordatskonferenz dafür einsetzen, dass bei der Umsetzung der rechtlichen Bestimmungen eine missbräuchliche Anwendung verunmöglicht wird. Sowohl die Konsultativabstimmung wie auch die Genehmigung des Konkordats wurden mit grossem Mehr angenommen. Die Neugestaltung des Konkordats bewegte auch die Theologiestudierenden, die sich auf das Pfarramt vorbereiten, teilte der Kirchenrat über seine jährliche Zusammenkunft mit den Thurgauer Theologiestudierenden mit.
IT Kredit bewilligt
Nach kurzer Diskussion über die wiederkehrenden Kosten, bewilligte die Synode einen Kreditantrag für die Einführung einer zentralen digitalen Datenablage mit einmaligen Umstellungskosten von 25'000 Franken und jährlich wiederkehrenden Kosten von 35'000 Franken. Somit können die Arbeitsplätze von Kirchenrat, Mitarbeitenden von Kanzlei und Fachstellen vernetzt werden, wie es die Organisationsentwicklung vorsieht.
Zeitgeist und falsche Propheten
Pfarrer Christian Herrmann aus Gachnang sprach im Synodegottesdienst über Jeremias 23, 16-19 und falsche Propheten, die mit Augenwischerei auf Stimmenfang gehen um sich Einfluss und Macht zu sichern. Herrmann mahnte die Aufmerksamkeit nicht dem Zeitgeist zu widmen, sondern auf Gottes Wort zu lenken: «Das wahre Sprachrohr der Kirche ist ihr Handeln, nicht ihre einheitliche Stimme.» Im Synodegottesdienst kam die Kollekte von 939 Franken für den Hospizdienst Thurgau zusammen.
(27. Juni 2018, Brunhilde Bergmann)
Konkordat war umstritten