Kirchentag: Hoffnung trotz Sintflut
«Besondere Zeiten rufen nach Änderung», liest man auf der Internetseite des 18. Internationalen Ökumenischen Bodensee-Kirchentages. Deshalb wurde das ursprüngliche Motto «Du bist Hoffnung» in die Frage «Nach uns die Sintflut?» verwandelt. In diesem Slogan soll zum Ausdruck kommen, dass die Coronapandemie alles auf den Kopf gestellt hat. Er soll zum Nachdenken anregen, aber keineswegs dazu verleiten, die Hoffnung aufzugeben.
Anfänglich geärgert
Denn der Kirchentag, genauer gesagt die Kirchentage am Wochenende des 17./18. September 2022, werden nach wie vor als «Marktplatz der Hoffnung» verstanden. Dieses Versprechen freut den in Steckborn wohnhaften pensionierten Thurgauer Pfarrer Peter Schüle, denn anfänglich habe er sich eigentlich über das abgeänderte Thema geärgert, «obwohl wir ja – mit Blick aufs Klima – ziemlich nach diesem Motto leben». Es lohne sich deshalb teilzunehmen, umso mehr, als «wir vom völkerverbindenden Humanismus am Bodensee schon immer wichtige Impuls bekommen haben».
Kirchenratspräsidentin moderiert
Schüle selber arbeitet in der Kirchentags-Arbeitsgruppe für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mit und erhofft sich von den vielen verschiedenen Teilveranstaltungen eine Stärkung verschiedenster Gruppierungen im Thurgau und «neue Wegschritte in den heute brennenden Konfliktthemen ». Thematisch wendet sich der Kirchentag den drei grossen Schwerpunkten «Noch Hoffnung für die eine Welt?», «Neue Gesellschaft» und «Religion glaub-würdig» zu. Darüber referieren allen voran die Theologin Ellen Überschär, der Soziologe Hartmut Rosa und Benediktinerpater Anselm Grün. Am Sonntagmorgen stehen verschiedene thematische Gottesdienste zur Auswahl. Ein Höhepunkt des Treffens ist sicherlich die Schlussveranstaltung: Die Schweizer Nationalratspräsidentin Irène Kälin wird im Dialog mit Heinrich Bedford-Strohm eine Rede halten; Bedford ist Landesbischof der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Bayern und war bis 2021 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Diese Schlussveranstaltung wird von der neuen Thurgauer evangelischen Kirchenratspräsidentin Christina Aus der Au moderiert.
Das Programm des Kirchentags will etwas bewegen. Das will auch Peter Schüle: Sowohl der Thurgauer Kirchensonntag, der zwei Wochen vorher in Affeltrangen stattfindet, als auch der Kirchentag in Schaffhausen seien eine Ermutigung, und man erfahre wieder einmal, «dass wir gar nicht so wenige sind, wie uns der graue Alltag manchmal vorgaukelt ». Beide Grossevents vermögen es seiner Ansicht nach, viele Gläubige zu sammeln – in Affeltrangen «eher die Kirchennahen aus dem Thurgau», in Schaffhausen «eher die international und ökumenisch orientierten, liberalen, pietistischen, sozialen Christen».
(Roman Salzmann / ikb)
Kirchentag: Hoffnung trotz Sintflut