Ist weniger mehr?
Von Tobias Keller
Mit dem Abschluss eines Jahres denken viele zurück, aber auch nach vorne: Wie ist mein letztes Jahr verlaufen? Was habe ich Schönes erfahren dürfen? Welche Fehler habe ich begangen? Und: Wie soll mein nächstes Jahr werden? Die Jahreslosung 2017 schenkt diesbezüglich Hoffnung: «Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.» (Hesekiel 36,26) Typische Vorsätze sind: Mehr Sport, gesünder zu essen und vielleicht auch weniger fernzusehen.
Fernsehen am Ende?
Das Fernsehen hat einen schweren Stand. Einerseits wird immer weniger linear ferngesehen – also beispielsweise die Tagesschau zum Erscheinungszeitpunkt um 19.30 Uhr geschaut – da viele TV-Anbieter ermöglichen, Sendungen nachzuschauen. Und das nicht nur am TV, sondern auch auf mobilen Geräten oder am Computer. Andererseits haftet ein schlechter Ruf am Fernsehen. «Couchpotatoes» werden sie genannt: Menschen, die wie Kartoffeln vor dem Fernseher sitzen und sich durch die Vielzahl an Sendern zappen. Hinzu kommt, dass die Anzahl Sendungen steigt, die einen nicht ansprechen. Es liegt deshalb nahe, dass sich einige dem TV-Konsum enthalten.
Mehr Zeit zum Jassen
«Es gab immer wieder Diskussionen in der Familie, was wir wann und wie lange im TV schauen sollen. Nun schaue ich seit etwa einem Jahr kein Fernsehen mehr.», sagt Norbert Grosse aus Bischofszell. Jetzt hätte er mehr Zeit für die Familie, um zu jassen und Ausflüge in die Natur zu machen. «Natürlich gehe ich auch früher ins Bett», fügt er hinzu. Und: Anstatt fernzusehen, lese er vermehrt die Bibel oder höre eine Predigt an. Er lässt sich aber nicht von jeglichen Medien abschotten: Informationen erhalte er über Zeitungen und das Internet. «Da ich ein Restaurant führe und wenig Zeit habe, ist die wenige Freizeit
umso kostbarer: Es ist schön mit der Familie ein Spiel zu spielen oder sich zu unterhalten. Ich vermisse den TV nicht.»
Optimismus gestärkt
Jochen Gsell aus Felben hat bereits seit fünf Jahren Abstand von Massenmedien genommen. Die ständige Werbung und ständigen negativen Schlagzeilen hätten ihn dazu gedrängt. Dies hat ihn verändert: «Meine optimistische Denkart hat sich verstärkt. Ich sehe Probleme aus einer ganz anderen Perspektive: nämlich als Herausforderung. Zudem ist mein Kopf freier geworden, um auch Details sehen zu können, was mir bei meiner fotografischen Tätigkeit zugutekommt.» Zudem hat er dadurch mehr Zeit für die Gemeinde und um die Gute Nachricht zu lesen gewonnen. Über das Weltgeschehen informiert er sich gezielt im Internet oder bei bestimmten Freunden. «Zudem hilft eine Medienauszeit oder sogar eine Reduktion sehr gut hinsichtlich Stress, Überbelastung und Burnout», fügt Gsell hinzu.
2017: Neue Entscheidung
Da es immer mehr TV-Sender werden, verringert sich die Chance, per Zufall auf die passende Sendung zu stossen. Insofern lohnt es sich, sich vorher zu informieren, womit man die Zeit vor dem Fernseher verbringen möchte. Denn das kann durchaus auch wertvolle Zeit sein, indem man sich beispielsweise über das Weltgeschehen informiert oder mit Quiz-Sendungen weiterbildet.
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