Indiens Gegensätze entdeckt
Die Gegensätze zwischen arm und reich, die christlichen Spuren und die fröhlichen Menschen: Diese Eindrücke haben Pfarrerin Rosemarie Hoffmann auf ihrer zweiwöchigen Indienreise im vergangenen Frühjahr am meisten geprägt. Veranstaltet hatte die Reise die katholische Kirchgemeinde Berg. Deren Seelsorger, Pater George, ein gebürtiger Inder, der inzwischen in seine Heimat zurückgekehrt ist, war auch zuständig für die Kemmentaler Katholiken. Und Rosemarie Hoffmann war Pfarrerin der evangelischen Kirchgemeinde Alterswilen- Hugelshofen. Im Zeichen der Ökumene pflegten die Nachbarn ein gutes Verhältnis. Vor allem aber eines verband sie: Die St. Georges School in Amravati, westlich von Nagpur gelegen. Pater George ist deren Präsident! Es lag daher auf der Hand, dass auch die Kemmentaler Evangelischen die Schule in Indien regelmässig finanziell unterstützten.
Schule persönlich besucht
Für Pfarrerin Rosemarie Hoffmann war es naheliegend, mit den Berger Katholiken auf diese Reise zu gehen und die Schule persönlich zu besuchen. «Ich tat dies aus der Gemeindeverantwortung heraus», sagt sie. Die christliche Schule in Amravati unterrichtet Kinder verschiedenen Alters und verschiedener Konfessionen, die sonst keinen Zugang zu Bildung hätten. Der Besuch zum 25-Jahr-Jubiläum der Schule war einer der Höhepunkte der Reise. «Es war eine grossartige Feier mit Vertretern von Kirche und Staat», erinnert sich Rosemarie Hoffmann. Diese christlichen Spuren und dass auch Mädchen zur Schule gehen können, haben Rosemarie Hoffmann sehr berührt. Immerhin bilden Christen in Indien mit nur gerade 2,5 Prozent eine krasse Minderheit. Den überaus freundlichen Empfang und die Gastfreundschaft in der Schule interpretiert Rosemarie Hoffmann als Zeichen, «dass Spenden aus Europa sehr geschätzt werden». Diese wichtige Botschaft brachte die Pfarrerin gerne heim zu ihren Kemmentaler Evangelischen. Auf der Indienreise besuchten die 19 katholischen und zwei evangelischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch ein christliches Krankenhaus, Naturschutzgebiete, einen Maharadscha- Palast, hinduistische und buddhistische Tempel. Aber selbst im gedrängten Programm war noch Zeit für Erholung. Die umwerfenden Eindrücke wollten verarbeitet werden!
Doktoriert, pensioniert und engagiert
Diesen Sommer wurde Pfarrerin Rosemarie Hoffmann pensioniert, nachdem sie kürzlich den Doktor der Theologie erworben hat. In Steckborn, wo sie jetzt wohnt, widmet sich die Pfarrerin weiterhin ihren vielfältigen Interessen. Und sie bleibt Mitglied der Redaktionskommission des Kirchenboten. Von Ruhestand kann also keine Rede sein.
(25. September 2018, Esther Simon)
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