News aus dem Thurgau

In Wind und Regen eingebet(t)et

von Wolfgang Ackerknecht
min
02.08.2023
Der Gottesdienst zum Nationalfeiertag auf dem Nollen war trotz garstigem Wetter gut besucht. Die Beiträge und Predigt nahmen Bezug auf die 175-jährige Bundesverfassung und das Wirken von Henry Dufour. Alphornklänge, Jodellieder, im Plenum gesungene Lieder und Gebete umrahmten den Anlass.

In der Einführung zum eingangs gelesenen Psalm 100, der zur Dankbarkeit einlädt, rief Schwester Chiara vom Kloster Jakobsbad dazu auf, die Nachbarn und Nächsten wieder stärker wahrzunehmen, ihnen mit Freundlichkeit zu begegnen und um ihr Wohlbefinden nachzufragen. Dies sei Ausdruck der Liebe, mit der auch Gott die Menschen tröstet und segnet. Die Bundesverfassung beginne mit den Worten ‘Im Namen des Allmächtigen’. Wenn auch wir unseren Alltag unter seinen Namen stellten, seien wir auf gutem Wege, meinte Sr Chiara abschliessend.

Die Mitwirkenden des Gottesdienstes auf dem Nollen von links nach rechts: Peter Bächinger, Pfarrerin Christa Heyd, Peter Bühler, Samuel Kunz, Fritz Wälchli, Schwester Chiara, Josef Gemperle und Raphael Stutz (Bild: zVg)

Die Mitwirkenden des Gottesdienstes auf dem Nollen von links nach rechts: Peter Bächinger, Pfarrerin Christa Heyd, Peter Bühler, Samuel Kunz, Fritz Wälchli, Schwester Chiara, Josef Gemperle und Raphael Stutz (Bild: zVg)

«Adoption» der Dufourspitze

Peter Bächinger erzählte von seinen Erlebnissen mit dem Bergklub. Dieser besteht aus Menschen, die ihre Liebe zur Natur und den Bergen mit dem Gebetsauftrag für unser Land verknüpfen. So sei er selbst 2015 von Gott geführt worden, die Dufourspitze zu ‘adoptieren’. Zu seiner Überraschung war dieser Berg noch nicht vergeben, seither segnet und betet er täglich für die Schweiz.

Henry Dufour war General, Politiker und der erste Präsident des IKRK. 1847 hatte er als Befehlshaber den Auftrag erhalten, den Sonderbund aufzulösen. Es gelang ihm, die Streitigkeiten zwischen den liberalen und katholischen Orten innerhalb von vier Wochen zu klären. Die kriegerische Auseinandersetzung war kurz, die Folge war die Einigung bzw. der Wechsel vom Staatenbund zum Bundesstaat sowie die neue Bundesverfassung.

Gebet in schwerer Zeit

Pfarrerin Christa Heyd gab Einblick in die Biografie von Henry Dufour, der keine einfache Kindheit durchmachte. Nach seinen Diensten in der französischen Armee, Genf gehörte noch zu Frankreich, wurde er Kantonsbaumeister und baute die St.Antoine-Brücke über die Rhone, die erste 220 Meter lange Drahtseilhängebrücke der Welt. In der Schweizer Armee wurde er 1832 Generalstabschef, als er den Auftrag zur Erstellung der ersten gesamtschwei¬zerischen topografischen Karte (1:100'000) erhielt.

Eigentlich wollte er sich 1845 in den Ruhestand begeben. Im Vorfeld der Spannungen um den Sonderbund wurde er von der Tagsatzung wider Willen zum General ernannt. Im Blick auf diese Aufgabe ist von Henry Dufour überliefert: «Ich betete in dieser Zeit, wie ich weder vorher noch nachher gebetet hatte». Dufour wurde danach Nationalrat und war 1863 auch einer der Gründer des IKRK.

Im Namen Gottes...

Nach Ende des Sonderbundskriegs 1848 erarbeitete eine Kommission mit Vertretern aus 23 Kantonen die Schweizerische Bundesverfassung, die noch heute mit der Formulierung ‘Im Namen Gottes des Allmächtigen’ beginnt. Das Jubiläum gibt Anlass, dieser Verbindung mit Gott zu gedenken.

Für Pfarrerin Heyd ist diese Frage auch an uns persönlich gerichtet: Wie steht es mit der eigenen Beziehung zu Gott, der unser Land über all die Jahre sichtbar gesegnet und in zwei Weltkriegen bewahrt hat?

Abschliessend beteten die Kantonsräte Josef Gemperle, Peter Bühler und Raphael Stutz mit Moderator Fritz Wälchli für unser Land; u.a. für die Schöpfung, die Verantwortungs-träger/innen, die Schulen, die Familien und die nächste Generation. Nach dem Gottesdienst verweilten viele in der Festwirtschaft. Einige kamen nach einem von starkem Wind und Regen umrahmten Gebet beim Gipfelkreuz ebenfalls wieder zurück ins Festzelt.

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