In ein Chorprojekt eintauchen

Projektchöre werden immer beliebter: «Viele Sängerinnen und Sänger wollen sich nicht mehr langfristig binden und suchen sich die Musik aus, die sie gerne haben», erklärt der Kantor Christoph Lowis von der Evangelischen Kirchgemeinde Frauenfeld. Auch der Leiter der Evangelischen Kirchenmusikschule St. Gallen, Andreas Hausammann aus Bischofszell, bestätigt: «Es entspricht unserem modernen Lebensstil, uns zum Mitsingen in einem Chor nicht für Zeit und Ewigkeit zu verpflichten, sondern für die Dauer eines überschaubaren Projekts mit klar definierten Proben- und Auftrittsterminen.» Auch der Gemeindemusiker der Kirchgemeinde Altnau, Stefan Wieske, erkennt das Potenzial der Projektchöre. Denn solch ein Projekt würde es ermöglichen, die Leute für einen kurzen Zeitraum «in eine andere Welt mitzunehmen».

Teamleistung gefragt

Diese temporären Chöre, die üblicherweise mit einem oder mehreren Auftritten enden, seien gemäss Claudia Kübler Projekte, die viele Menschen ansprechen. Sie ist unter anderem im Musikteam der Evangelischen Kirchgemeinde Kreuzlingen aktiv und erläutert: Die Hemmschwelle sei schliesslich tiefer, nur für kurze Zeit mitzumachen. Für das Gelingen eines solchen Projekts brauche es aber zwingend ein gut aufgestelltes Team für Werbung, Chorleitung und Mesmeraufgaben. Willi Hausamman, Chorleiter der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri, ist derselben Meinung. Die Gefahr bestehe nämlich, dass «die ganze Vorbereitung und Organisation» auf den Schultern der den Chor Leitenden getragen werden müsse. Trotzdem befürwortet er Projektchöre. Er selbst hat im Bereich Popularmusik bereits des Öfteren mit Andreas Hausamman solche Projekte durchgeführt. Durch die Zusammenarbeit sei auch bei älteren Sängerinnen und Sängern die «Freude an dem neuen Liedgut geweckt» worden.

«Voll und ganz» dahinterstehen

Nebst seiner Tätigkeit in der Evangelischen Kirchenmusikschule hat Andreas Hausamman öfters in Thurgauer Kirchgemeinden an Projektchören mitgearbeitet. Auch er empfiehlt den Kirchgemeinden, die Chorleitenden «administrativ und in Sachen Werbung» zu unterstützen. Ausserdem müsse diese Projektleitung «voll und ganz» hinter dem musikalischen Programm stehen können. Gemäss Regula Sieber, Gemeindemusikerin der Evangelischen Kirche Tägerwilen, können zudem Kirchenmitglieder selbst diese Projektchöre unterstützen. Dies nicht nur durch eigene Teilnahme am Chor oder Besuch des Auftritts, sondern auch dadurch, schon eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn zu erscheinen. Denn bei ihnen bestehe die Möglichkeit, die Lieder des Projektchors während dieser halben Stunde bereits ein wenig kennenzulernen, um sie während des Gottesdienstes umso kräftiger mitsingen zu können.

Gemeinschaft stärken

Dies fördere ausserdem die Gemeinschaft in der Gemeinde, bekräftigt Claudia Kübler. Doch auch die Gemeinschaft im Chor solle für ein besseres Projektergebnis gestärkt werden: «Lieber einmal weniger proben, dafür mal zusammen zu Mittag essen», sagt Kübler. Am bevorstehenden Gospelworkshop vom 14. bis 16. März möchte auch Stefan Wieske «ein Gemeinschaftsgefühl schaffen». Gemeinsam mit Helena Veres lädt er zu diesem Chorprojekt ein, welches mit dem Auftritt in einem Gospelgottesdienst der Evangelischen Kirchgemeinde Altnau endet. Sein Anliegen ist es, aufzuzeigen, dass «Kirchenmusik alles andere als alt und verstaubt sein muss». Zudem befreie das Singen und «es berührt uns oft tief im Innersten, wenn Worte allein nicht mehr ausreichen».