News aus dem Thurgau

In die Versöhnung rufen

von Roman Salzmann
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14.08.2009
Menschen in Versöhnung mit Gott und miteinander rufen. Das ist der Auftrag, den Elvira Schildknecht aus Waldkirch seit 13 Jahren in Israel wahrnimmt. Ihr Versöhnungsdienst unter Arabern und Juden ist herausfordernd und spannend zugleich.

Elvira Schildknecht hat in der Jugendgruppe der Evangelischen Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil den Zugang zum christlichen Glauben gefunden. Als sie eine Jüngerschaftsschule besuchte, wurde ihr plötzlich der Missionsauftrag Jesu bewusst. Sie sei darauf hin motiviert gewesen, die selber erfahrende Liebe und Erlösung in einem ungewohnten Umfeld weiterzuvermitteln.

Den Glauben bezeugen

Schildknecht lebt und arbeitet in der «Gemeinschaft der Versöhnung» (GdV): «Wir suchen die verschiedensten Menschen auf, Araber und Juden, Männer, Frauen und Kinder, und bezeugen ihnen die Liebe Gottes in Wort und Tat. Ich bin vor allem unter arabischen und jüdischen Frauen tätig. Zum Beispiel helfe ich beim Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen und Freizeiten für moslemische Frauen. Oder dann sind wir unterwegs, um Frauen oder Familien zu besuchen oder zu uns einzuladen » Auf der jüdischen Seite arbeitet Schildknecht unter anderem mit Pro Life zusammen, einer Organisation, die sich für das ungeborene Leben einsetzt. Sie helfe mit, Frauen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten. Eine Frau, die sie auf diese Weise kennen gelernt hat, schildert eindrücklich: «Bei euch habe ich zum ersten Mal erlebt, dass die Liebe Gottes wirklich da ist, ganz konkret. Weil es euch nicht egal ist, wie es mir geht, sondern ihr euch wirklich um mich kümmert.»

Dreifache Grundlage

Die Grundlage der GdV bilden laut Elvira Schildknecht drei Ebenen, auf denen die Gemeinschaft «das Reich Gottes bauen will: durch unser gemeinsames Leben, durch Verkündigung der Guten Nachricht und durch Gebet.» Erst kürzlich hatte Elvira Schildknecht die Möglichkeit, eine Frau aus einem arabischen Dorf in der Westbank für ein dreitägiges Lager einzuladen. Seit vielen Jahren stehe sie im christlichen Glauben, auch wenn sie nach wie vor in einem vollständig islamischen Umfeld lebe. Die einst hart wirkende, depressive Frau habe wie ein Schulmädchen am ersten Schultag gestrahlt und von den drei kostbarsten Tagen in ihrem Leben erzählt, freut sich die Waldkircherin, die regelmässig im Thurgau über solche Erlebnisse berichtet: «Auch wenn das unscheinbar wirken mag, begeistert es mich zu sehen, wie Gott Menschenleben verändert.»

Eine geistliche Dimension

Angesprochen auf den Nahostkonflikt in und um Israel, ortet Schildknecht das Grundproblem nicht in der Frage von zwei zweier Völkern, die im gleichen Land leben wollen und einander nicht vertragen: «Die Problematik liegt tiefer, es geht um eine geistliche Dimension. Für die islamische Welt ist die blosse Existenz Israels ein Affront, eine Infragestellung. Denn der Islam toleriert keinen jüdischen Staat in seinem Territorium. Ein grosses Problem ist die einseitige Darstellung in den Medien. Israel wird immer wieder als Aggressor und als nicht willig für Friedensverhandlungen dargestellt. Das entspricht aber nicht der Wahrheit, nur schon wenn man in die jüngste Geschichte hineinschaut.»

Versöhnung ist möglich

Und doch, so ist sie überzeugt: «Versöhnung zwischen Arabern, Christen und Juden ist möglich. Unbedingt!» Allerdings stelle sich die Frage, auf welcher Grundlage: «Ich glaube nicht an einen politischen Frieden, der auf Friedensverhandlungen und gutem Willen beruht. Aber ich habe erlebt, dass Jesus Menschenleben grundlegend verändert. Wenn ein Mensch sich ihm zuwendet, erlebt er Befreiung von Hass und wird fähig zu vergeben, selbst Dinge, die ihn schwer verletzt haben. Gerade in den Beziehungen zwischen Arabern, Christen und Juden sind viele solche Verletzungen geschehen. Da geht es ja nicht um eine globale Sache, sondern jeder einzelne Mensch bringt seine Geschichte mit. Im Leben mit den verschiedensten Menschen habe ich schon oft erlebt, wie Jesus die harten Herzen weich und vergebungsbereit gemacht hat. An diese Kraft der Vergebung und Erlösung glaube ich, und das ist meiner Meinung nach der einzige Weg zu echter Versöhnung.»

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