Im Interesse der Jugendlichen
Jedes Jahr reisen zahlreiche minderjährige Asylsuchende in die Schweiz ein. «Sie gehen nicht einfach so von zu Hause weg, die meisten werden von ihren Familien geschickt», sagt Dominik Rohrer. Seit bald einem Jahr vertritt er in einem 80-Prozent-Pensum im Thurgau die Interessen aller unbegleiteten Minderjährigen im Asylbereich. Bei seinem Stellenantritt im Haus der Peregrina-Stiftung in Sulgen waren ihm 44 Jugendliche zugeteilt, heute sind es dank der rückläufigen Flüchtlingszahl noch 19. Die Mehrheit stammt aus Afghanistan und Eritrea. Sie sind in den Durchgangs- und Wohnheimen der Peregrina-Stiftung untergebracht.
Ganz einfach Jugendliche
«Bei der Mehrzahl der Jugendlichen läuft es im Grossen und Ganzen gut», zieht Dominik Rohrer eine positive Bilanz. «Die UMA (unbegleitete Minderjährige im Asylwesen) sind in vielen Belangen nicht anders als unsere Jugendlichen, sie kämpfen mit pubertären Schüben und müssen lernen, mit Frustrationen zurecht zu kommen», sagt der Politikwissenschaftler und ehemalige Sekundarschullehrer. Die UMA hätten allerdings auch mit kulturellen Unterschieden zu kämpfen. Dominik Rohrer weiss wovon er spricht – für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz arbeitete er in der Ost-Ukraine und im Süd-Sudan, andere Lebensformen sind ihm nicht fremd.
Erwartungen nicht erfüllen
Wenn alles gut läuft, trifft sich Dominik Rohrer alle vier bis fünf Monate mit seinen Klienten zu einem persönlichen Gespräch, hört sich ihre Pläne, ihre Sorgen und Nöte an, versucht dann im Interesse der Jugendlichen zu vermitteln und zu handeln. Es gibt aber auch Jugendliche, die weit mehr Beistand benötigen. Jugendliche, deren schulische Leistungen nicht genügen, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen oder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Gründe dafür gebe es viele, weiss Rohrer: Für viele junge Menschen sei es einfach happig ohne Familie in einem fremden Land zu leben, auch weil sie einsehen müssen, dass sie in absehbarer Zeit die finanziellen Erwartungen ihrer zurückgelassenen Familie nicht erfüllen können, sondern Schule und Ausbildung für die nächsten Jahre an erster Stelle stehen. Und natürlich gebe es auch Kinder und Jugendliche, die Traumatisches erlebt haben und psychologische Hilfe brauchen – Hilfe, die Dominik Rohrer zum Wohle der Jugendlichen und in Absprache mit allen Beteiligten nach Bedarf in die Wege leitet.
(23. August 2018, Barbara Hettich)
Im Interesse der Jugendlichen