Hunger stoppen mit Umweltschutz
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlichte im vergangenen Sommer erschreckende Zahlen: 733 Millionen Menschen litten 2023 unter Hunger. 2,8 Milliarden – fast ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung – war mangelernährt: wichtige Nährstoffe wie Proteine oder Vitamine fehlen.
Grund dafür sind unter anderem Kriege, bewaffnete Konflikte, Inflation oder Folgen der Coronakrise. Vor allem aber trägt der Klimawandel zu dieser Notsituation bei: Immer häufiger auftretende Naturkatastrophen wie Fluten, Erdbeben, Dürrezeiten oder Stürme zerstören Wohn- und Anbauflächen. Beinahe 80 Prozent aller Menschen, die unter Mangelernährung leiden, leben in Regionen, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind.
Bienenweidensamen verkaufen
Darum spielen in diesem Jahr im Rahmen der ökumenischen Kampagne am 29. März nicht nur Rosen, sondern auch Bienenweidesamen eine Rolle. Dieser Aktionstag für das Recht auf Nahrung ist Teil der Kampagne des Hilfswerks der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks) und der «Fastenaktion». Im Vorfeld können Rosen oder eben dieses Jahr auch Bienenweidensamen bestellt werden, um sie an dem geplanten Samstag Ende März zu einem symbolischen Preis von fünf Franken zu verkaufen. Der Ertrag fliesst in Projekte der Hilfswerke zum Klimaschutz und zur Bekämpfung von Hunger.
Wildblumensamen verwenden
Michael Burri aus Erlen, Ressortleiter für den Bereich Wildblumen beim Saatgutanbieter UFA-Samen, befürwortet diese Aktion. Denn sie sensibilisiere Menschen für den Schutz der Biodiversität. Allerdings empfiehlt er der Kampagne, in Zukunft einheimische Wildblumensamen zu verwenden. Die Bienenweidensamen-Mischungen seien nämlich in den meisten Fällen mit Importarten angereichert. Dadurch würden zwar tatsächlich ein paar Honigbienen und nicht gefährdete Wildbienen angezogen werden. Viele gefährdete Wildbienenarten jedoch seien «Spezialisten» und auf einheimische Pflanzenarten angewiesen: «Sie können mit Zuchtarten nicht viel anfangen.»
Gemäss Burri kommt hinzu, dass die Aussaat von Importzuchtarten die einheimische Flora gefährden könne. Durch einen Verkauf von Wildblumensamen hingegen hätte die Aktion nicht nur eine positive sensibilisierende Komponente, sondern würde zusätzlich aktiv der Biodiversität dienen. Mit seiner Arbeit, saisonalem Einkaufen und naturnaher Gartengestaltung möchte Burri auch selbst die Umwelt fördern. «Wir haben von Gott nämlich den Auftrag bekommen, die Schöpfung zu bewahren.»
Saatgut austauschen
Auch Rahel Ilg, Leiterin der Regionalbibliothek Weinfelden, empfindet die Aktion der ökumenischen Kampagne als sehr sinnvoll. Sie betreut neben der normalen Bücherbibliothek auch die Saatgutbibliothek – ein kostenloses Angebot zum Tausch von Saatgut. Man bringt Sämereien, die man nicht mehr braucht, und kann dafür ein Saatgut seiner Wahl entnehmen. So sollen Samen nicht mehr einfach weggeworfen, sondern durch andere weiterhin verwendet werden. Dadurch würde allgemein die Umwelt und vor allem der Erhalt alter Gemüsesorten geschützt werden, so Ilg.
Gut an der Aktion finde sie, dass auf die «Belange des Heks» aufmerksam gemacht werde. Zudem sei es wichtig, dass der Bienenweidensamenverkauf «klar in den entsprechenden Kontext gestellt wird» – den Kampf gegen den Welthunger durch Klimaschutz.
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