News aus dem Thurgau

Hoffnungszeichen in den Corona-Tagen

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17.12.2020
In diesen Tagen erscheinen etliche Bücher zur Corona-Pandemie. Doch nur wenige verbreiten Hoffnung. Pfarrer Andrea Marco Bianca gelingt dies, indem er Schlagzeilen und Bibelstellen aufeinandertreffen lässt.

«Zahl der Corona-Fälle steigt stark an», «Seien Sie solidarisch: Bleiben Sie Zuhause», «Die Angst vor der zweiten Welle steigt». Seit Monaten beherrscht Corona die News. Viele sind damit überfordert. Nicht so Andrea Marco Bianca. Der Pfarrer aus Küsnacht ZH wollte dagegenhalten: Als der Bundesrat im Frühling den Lockdown verordnete, konfrontierte er auf Facebook die Schlagzeilen mit einem Bibelwort. «Ich merkte, wie uns die Schlagzeilen im wahrsten Sinn des Wortes erschlagen, und wollte den Menschen ein Stück Zuversicht, Mut und Hoffnung vermitteln», sagt Andrea Bianca.

Daraufhin wird der Pfarrer angefragt, die Verse auch zu kommentieren. Das will er nicht. Stattdessen fragt er 50 Persönlichkeiten an – Prominente aus Kultur, Sport und Politik wie auch Betroffene –, etwas zu den Bibelversen zu schreiben. Unterstützt wird Andrea Bianca dabei von seiner Lebenspartnerin und Spitalseelsorgerin Katharina Hoby.

Ehrlich, feinfühlig und schonungslos
Aus den Beiträgen entsteht das Buch, das den Titel «Hoffnungszeichen in Krisenzeiten» trägt. Die kurzen, prägnanten Statements, die mit Kalligrafien illustriert sind, spiegeln die Haltung und das Leben der Autorinnen und Autoren. Sie seien ehrlich, feinfühlig und schonungslos, attestiert Markus Baumgartner von «Dienstagsmail». Bianca selbst bezeichnet sein Buch als «Corona-Learning», welches auch auf andere Krisen anwendbar ist. «Der Wert dieses Buches ist», erklärt er, «dass man erlebt, wie andere mit dieser Krise umgehen, um dann seine eigenen Hoffnungszeichen zu erkennen.» Die Beiträge und Bibelworte könnten einen stärken und ermutigen, eine Gefahr wie die Corona-Pandemie weder zu verleugnen und zu verharmlosen noch heillos in Panik zu verfallen, sagt der 59-Jährige.

Was in der Krise Hoffnung gibt
Die Kommentare zeigen, wie persönlich und verschiedenartig die Leute mit der Krise umgehen. Der Komiker Beat Schlatter setzt auf Humor, für den Musiker Richard Koechli braucht es in der Geduldsprüfung der Covid-19-Krise ein «Dennoch» des Glaubens, um sie zu bewältigen, wenn alles dagegenspricht. Die Leiterin der Baloise Session Beatrice Stirnimann rät, den inneren Schalter von Minus auf Plus umzulegen, um zu erkennen, wie man Liebe und Geborgenheit trotz aller Ängste erleben kann. Eine junge Ärztin hat in diesen Tagen gelernt, Entscheidungen zu fällen, selbst wenn sie nicht sicher ist, dass sie richtig sind. Es sei das schummrige Licht in seinem Zimmer, das ihm Hoffnung schenke, schreibt Husseini Seyid Hussein, der über das Meer in die Schweiz geflüchtet ist. Das spärliche Licht ermöglicht es ihm, arbeiten zu können. Dieses Licht sei für ihn ein Zeichen, dass die christliche Hoffnung reicht, auch wenn sie im Moment nur schwach aufleuchtet.

Nicht vom Negativen überwältigen lassen
In der Phase der ersten Welle war Andrea Bianca zuversichtlich, dass wir es bis Ende 2020 geschafft haben werden. Als er mit Katharina Hoby das Buch fertigstellte, kam die zweite Welle. Bianca merkte, wie ihn die Stimmen der Autoren motivierten, durchzuhalten und anhand von deren Erfahrungen seine Zuversicht zu trainieren. Das Buch sei eine Art Handbuch für ein Hoffnungstraining. Man könne sich jeden Tag einen kurzen Moment Zeit nehmen, sich hinsetzen, darin lesen und sich stärken und neuen Mut schöpfen. «Wenn ich das nicht mache, ist die Gefahr gross, dass mich all das Negative irgendwann einmal überwältigt», meint Bianca.

Die Zehn Corona-Gebote
Bei der ersten Welle hatten viele das Gefühl, dass sich der Einsatz lohnt. Die zweite Welle ermüdet hingegen die Leute sehr. Die Menschen seien auf sich selbst zurückgeworfen und auf die eigenen Möglichkeiten, den Stress und die Schwierigkeiten zu bewältigen, stellt Andrea Bianca fest. Diese Spannung auszuhalten, gelinge nicht allen. So fordert ihn ein Kirchenmitglied auf WhatsApp auf, nicht auf die Masken zu vertrauen, sondern nur auf Gott. «Was seid ihr für eine Kirche, die in dieser Situation nicht auf Gott vertraut?» schreibt es ihm erbost. Für Bianca ist dies ein Zeichen, dass sich die Kirche der Corona-Pandemie differenziert stellen sollte. Der Pfarrer hat dies getan, indem er auf die Schlagzeilen mit einem Bibelwort antwortete.

Und zuletzt ein Tipp: Mit den Zehn Corona-Geboten, die Andrea Bianca am Schluss des Buches gibt, kommt man nicht nur leichter durch die Zeit der Pandemie, sondern überhaupt durchs Leben.

Tilmann Zuber, kirchenbote-online

Buchtipp: Hoffnungszeichen in Krisenzeiten, Andrea Marco Bianca und Katharina Hoby, Reinhardt Verlag, 24.80 Uhr

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