Hier entstehen Erinnerungen
Wie viele Kinderlager sie in ihrem Leben geleitet hat, kann sie nicht mehr genau sagen. Unzählige müssen es gewesen sein. Karin Meyer hat vor 30 Jahren bei der Evangelischen Kirchgemeinde Frauenfeld mit dem Leiten angefangen. In diesem Sommer hat sie ihr letztes Lager organisiert: «Ich durfte Kindern das Evangelium weitergeben und selber von Kindern lernen, was Glauben heisst», antwortet sie auf die Frage nach ihrem Antrieb.
Viel «Action», keine Medien
Christliche Kinder- und Jugendlager ernteten rund um die Diskussion über die Jugend+Sport-Beiträge des Bundes Kritik (siehe August-Ausgabe). Zu wenig würden sie zur Entwicklung der Jugendlichen beitragen, vielmehr missionarisch wirken. Karin Meyer hält dagegen: «Die Lager sind eine Woche ‹Action› ohne mediale Welt. Die Kinder werden vor soziale Herausforderungen gestellt, die sie reifen lassen, und sie schliessen neue Freundschaften.» Natürlich würden die Lager von Personen geleitet, die an Gott glauben und dies im positiven Sinn vorleben.
Silvio Rüegger hat beide Seiten kennengelernt. Der 28-jährige Jugendbeauftragte nahm früher selber an verschiedenen Lagern teil. Heute leitet er Jugendlager in der Evangelischen Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil. Als Teilnehmer sei es spannend gewesen, die Leute mal in einem anderen Umfeld und damit noch besser kennenzulernen. Zudem habe er durch die Lagerwochen neue Orte und Länder bereist: «Auch ans Meer kam ich zum ersten Mal im Rahmen eines Lagers.» Als Leiter ist es Silvio Rüegger wichtig, ein vielseitiges Programm zusammenzustellen und Erlebnisse zu schaffen, die den Teenagern im Gedächtnis bleiben. Er ist überzeugt, dass die Teilnehmer profitieren – in der Glaubens - wie auch in der Charakterentwicklung.
Jung und Alt zusammen
Die Thurgauer Kirchgemeinden bieten nicht nur Lager für Kinder und Jugendliche an. In Wängi finden in diesem Herbst zum wiederholten Mal Gemeindeferien statt. Zielgruppe seien eigentlich Familien, erklärt Pfarrer Lukas Weinhold, der die Ferienwoche im Tessin leitet. «Wir sind jedoch offen für Jung und Alt, Einzelpersonen und Ehepaare. Gerade das Miteinander der Generationen ist sehr bereichernd und wird geschätzt.» Was können die Feriengäste konkret mit nach Hause nehmen? «Viele Begegnungen – auch mit Leuten, die man nicht oder kaum kannte, dazu Gedankenanstösse für das praktische Leben und den Glauben. Wie in anderen Ferien stehen aber auch hier die Erholung und interessante Ausflüge im Zentrum.»
Nimmermüde und humorvoll
Gerade für ältere Menschen sei eine Ferienwoche eine willkommene Zeit in guter Gesellschaft, sagt Mathis Adank. Der ehemalige Kirchenvorsteher wirkt seit vielen Jahren bei der Organisation der 60plus-Ferien in Frauenfeld mit. 30 bis 40 Leute nutzen das Angebot jeweils. Mit seinen 76 Jahren gehört Adank eher zu den jüngeren Teilnehmern. Trotzdem müsse er immer wieder staunen: zum Beispiel über eine 90-jährige Frau, die auch nach einer 2.5-stündigen Wanderung noch kein bisschen müde war. «Und über den Humor, den die älteren Menschen an den geselligen Abenden immer wieder unter Beweis stellen.»
(Cyrill Rüegger, 21. August 2017)
Hier entstehen Erinnerungen