Heisses Eis schlägt hohe Wellen
Mit dem Klimawandel verbinden Schweizerinnen und Schweizer Jugenddemonstrationen, grüne Wahlen und erneuerbare Energien. Die direkten Auswirkungen sind für die meisten Einwohner hierzulande jedoch schwer vorstellbar. Der Schweizer Filmemacher Matthias von Gunten wollte sich deshalb ein Bild machen und besuchte an komplett unterschiedlichen Orten auf dem Globus zwei Völkergruppen, die die Folgen des Klimawandels in ihrem Alltag einschneidend zu spüren bekommen. Mit seinem Dokumentarfilm Thule Tuvalu ermöglicht er auch anderen einen Einblick in das Leben im eisigen Thule und auf der meist sommerlich heissen Inselgruppe Tuvalu: Schmelzendes Eis und ein steigender Meeresspiegel berauben die dortigen Bewohner ihrer Lebensgrundlage.
Verwalter der Mitschöpfung
Thomas Bachofner, Leiter von «Tecum», möchte die Thematik in der Region ins Gespräch bringen und organisiert deshalb die Filmvorführung von Thule Tuvalu in Frauenfeld. «Der Film holt die Diskussion um die Klimaziele von der abstrakten auf die konkrete Ebene», erläutert Bachofner sein Projekt. Aus kirchlicher Perspektive ist die Relevanz des Klimaschutzes für ihn klar: «Schon im Schöpfungsbericht heisst es, dass Gott uns Menschen als Verwalter unserer Mitschöpfung eingesetzt hat – und nicht als Ausbeuter.» Dominik Siegrist, der Co-Präsident des Vereins Klimaschutz Schweiz, will deshalb auch Christinnen und Christen sensibilisieren, über die Klimafrage im eigenen Land nachzudenken.
Eis schmilzt auch hier
Dominik Siegrist hat mit seinem Verein die Gletscherinitiative mitlanciert. Die Initiative fordert, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens in der Verfassung niedergeschrieben werden. Weckruf seien die schmelzenden Gletscher in der Schweiz. Das Eis schmilzt also nicht nur in Thule, sondern auch hier, vergleichsweise machen sich die Auswirkungen jedoch bisher weniger drastisch bemerkbar. «In der Schweiz könnten wir in Zukunft eine erhöhte Zuwanderung von Flüchtlingen spüren, die zu grossen Teilen auf den Klimawandel zurückzuführen ist», erklärt Siegrist. Dass er sich in der Politik für Klima und Umwelt einsetzt, ist nicht zuletzt auf seine frühere Mitgliedschaft in der Jungen Kirche zurückzuführen. Zu jener Zeit in den späten 1970er-Jahren drehte sich die Umweltdebatte um den Bau neuer Atomkraftwerke. Siegrist erinnert sich an einen sehr engagierten Pfarrer: «Wir haben damals gemeinsam mit unserem Pfarrer in einem Zeltlager vor Ort gegen den Bau eines neuen Atomkraftwerkes Gösgen demonstriert.»
Filmvorführung Thule Tuvalu, Cinema Luna, Frauenfeld, 30. September, 19.30 Uhr, anschliessend Input und Gespräch mit Dominik Siegrist vom Verein Klimaschutz.
(Lea Waxenberger)
Heisses Eis schlägt hohe Wellen