News aus dem Thurgau

Heisser Sommer in der Synode

von Claudia Koch
min
24.07.2023
Synodesitzung mit teils hitzigen Diskussionen: Das Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche Thurgau sprach etwa über die Wohnsitzpflicht von Pfarrpersonen, die Wahl der Kirchgemeinde, die Nutzung von Räumlichkeiten mit Blick auf die «Ehe für alle» und Stellenprozente bei der Kantonalkirche.

In absehbarer Zeit wird eine Teilrevision der Kirchenverfassung angepackt werden müssen. Dies zeigte sich beispielsweise beim Vorschlag der Evangelischen Kirchgemeinde Matzingen, die eine Lockerung der Wohnsitzpflicht für gewählte Pfarrpersonen beantragte (hier können Sie über das Thema diskutieren). Viele Votanten unterstützten im Rathaus Frauenfeld diesen Vorschlag, da in zehn Jahren gut 60 Prozent der Pfarrpersonen pensioniert sein werden.

Andere Votanten sprachen sich deutlich für die Wohnsitzpflicht aus. Sicht- und Erreichbarkeit vor Ort seien elementar, argumentierten zwei Pfarrer. Der Vorschlag wurde mit 66 zu 30 Stimmen als nicht erheblich erklärt. Kirchenratspräsidentin Christina Aus der Au stellte in Aussicht: «Dieses Thema wie auch die Nutzung der Gebäude wie etwa Pfarrhäuser werden wir im Kirchenrat genauer anschauen.» Eine Anpassung in der Kirchenverfassung hätte auch die freie Wahl der Kirchgemeinde mit sich gebracht.

Motionär Stefan Keller, Tägerwilen-Gottlieben, dankte dem Kirchenrat für die detaillierte Ausarbeitung einer Variante. Der Kirchenrat sprach sich aber wegen der komplexen und schwierigen Umsetzung für eine Ablehnung aus. Kirchenrat Hanspeter Heeb schlug vor, alle Themen für eine Teilrevision der Kirchenverfassung zu sammeln. Keller stellte einen neuen Antrag, das vorliegende Geschäft abzuschliessen, das Thema aber pendent zu behalten. Diesem Antrag stimmten die Synodalen mit grosser Mehrheit zu.

Kirchenrat zurückgepfiffen

Emotionale Voten gab es beim Thema «Ehe für alle» respektive bezüglich Entscheidungsfreiheit der Behörden bei der Nutzung von Räumlichkeiten. Harald Ratheiser, Arbon, und weitere Mitunterzeichnende stellten den Antrag «Gleiche Rechte für alle Mitglieder unserer Kirche bei der Benutzung unserer kirchlichen Räumlichkeiten».

Dabei ging Ratheiser wegen eines Kreisschreibens mit dem Kirchenrat hart ins Gericht. Dieses spricht den Kirchgemeinden die Autonomie zu, die Benutzung der Räume für gleichgeschlechtliche Trauungen aus Gewissensgründen verwehren zu können. «Damit verletzt der Kirchenrat die Kirchenverfassung und die Menschenrechte», so Ratheiser.

Pro- und Contra-Voten hielten sich die Waage, einige wünschten klare Vorgaben seitens Kirchenrat. Der Kirchenrat wolle aber genau nicht «von oben herab diktieren», sagte die Kirchenratspräsidentin. Der Weg zur Lösung laute: Im Dialog bleiben. Der Antrag, das Kreisschreiben gemäss der Forderung anzupassen, wurde mit 57 zu 38 Stimmen als erheblich erklärt.

Mehr Stellenprozente

Intensiv diskutiert wurden auch die Anträge, die die Neuorganisation des Kirchenrats betreffen. Die Reduktion des Kirchenrats von sechs auf fünf Sitze durch den Rücktritt von Hanspeter Heeb wurde unterstützt. Die Erhöhung der Stellenprozente des Kirchenrats von aktuell 180 auf 225 Prozent wie auch der Stellen in der Verwaltung von 360 auf 450 Prozent, lösten hingegen bei der Geschäftsprüfungskommission Bedenken aus.

Einige Synodale mahnten zur Vorsicht, andere hingegen wollten in die Kirche für die Zukunft investieren. Schliesslich wurden die Anträge des Kirchenrates für die Erhöhung der Stellenprozente sowie die Reduktion der Mitgliederzahl im Kirchenrat mit grossem Mehr angenommen.

Synodenjournal


Klinikpfarramt.

Die Schaffung eines evangelischen Klinikpfarramtes an der Rehaklinik Dussnang mit einem Pensum von 30 Prozent wurde von der Synode einstimmig genehmigt.

Jahresrechnung.

Die Rechnung 2022 der Evangelischen Landeskirche Thurgau schliesst mit 406'200 Franken im Plus. Mehr Steuereinnahmen und statt höhere Einnahmen aus der Grundstückgewinnsteuer sorgen für das positive Ergebnis. Der Gewinn wird dem Eigenkapital zugeschrieben.

Umweltbewusst.

Die Mitarbeitenden der Landeskirche sollen vermehrt den öffentlichen Verkehr nutzen. Für alle Fahrten sollen die Kosten entschädigt werden, die für ein ganzes Billett 2. Klasse anfallen. Der Antrag wurde mit grossem Mehr angenommen.

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