Heiraten – unbegrenzte Möglichkeiten
Von Basil Höneisen
Ob in der Luft, an Land oder gar unter Wasser. Die Orte für das «Ja, ich will» sind im Laufe der Zeit individueller denn je geworden. So erzählt Janina H. aus Frauenfeld beispielhaft: «Mein Verlobter machte mir den Heiratsantrag beim Tauchen.» Doch nicht nur der Antrag, auch die Hochzeiten selbst scheinen in ihrer Durchführungsart im Vergleich zu früher vielfältiger geworden zu sein. «Kirchenmitglieder heiraten zwar immer noch in der Kirche - aber nicht mehr automatisch oder nur in der Kirche», sagt Martina Brendler, Pfarrerin der Kirchgemeinde Romanshorn. «Heute gibt es auch freie Redner, welche die Zeremonie dann für das Paar individuell und nicht unbedingt kirchlich halten».
Veränderungen auf selber Basis
Pfarrerin Brendler stellt im Vergleich zu früher eine Veränderung des direkten Bezugs fest, der nicht mehr unbedingt gegeben sein muss. «Die Musiker kommen aus Bern, weil dem Brautpaar die Lieder der Band gefallen, die Pfarrerin kommt aus Romanshorn, weil sie gerne eine Frau haben möchten, die sie traut, und das Restaurant ist in St. Gallen, weil dort ein prima Hochzeitsbuffet offeriert wird», sagt sie zur aktuellen Hochzeitssituation in ihrer Kirche. Früher, vor 20 bis 30 Jahren, sei das anders gewesen. «Die Braut war evangelisch, der Bräutigam auch, beide im Cevi oder in der Jungschar, kennen von dort den Pfarrer, der dann logischerweise auch der Traupfarrer wird».Trotzdem ist es vielen wichtig, sowohl Kirchenmitgliedern als auch anderen, das Eheschiff kirchlich absegnen zu lassen. «Der Bezug zum «Spirituellen» ist vielen von Bedeutung, im Sinne von, dass himmlischer Beistand ja nicht schaden könne», erklärt Brendler. Die Kirchennahen hingegen würden bewusst die Ehe vor Gott besiegeln wollen.
Draussen – und doch «kirchlich»
Ein Paar, das die Ehe bewusst unter den Segen Gottes stellen will, sind die Thurgauer Reto Schlegel und Manuela Bommeli. «Wir sind der Überzeugung, dass die Ehe etwas Göttliches ist, die uns zum Schutz dient und die wir geniessen dürfen», sagt das angehende Ehepaar. Ganz im Sinne des heutigen Trends heiraten sie nach ihren Vorstellungen. «Wir werden draussen heiraten. Es soll ein Fest werden, dass die meisten Gäste noch nicht erlebt haben» sagt Manuela Bommeli. Warum aber nicht in der Kirche? «In der Kirche fühlen sich die Gäste oft nicht ganz frei und flüstern sofort wenn sie eintreten», sagt Reto Schlegel. Ihnen sei es sehr wichtig, dass es eine lockere Atmosphäre werde.
Traditionell – und doch individuell
Bereits geheiratet, und sogar eher traditionell, haben Tobias und Mirjam Keller. Die Hochzeit fand vergangenes Jahr in der Kirche Kurzdorf statt, die zur Evangelischen Kirchgemeinde Frauenfeld gehört. Tobias Keller bestätigt den individuellen Trend rund ums Thema Heirat: «Auch wenn wir traditionell geheiratet haben, haben wir vieles selber gestaltet.» Das Traditionelle wie die Predigt, der Ringtausch oder der Kuss, seien vermutlich Elemente, die an fast jeder Hochzeit in irgendeiner Form vorkämen. Auf ihr Fest schaut das Ehepaar mit Stolz zurück. «Die Hochzeit ist ein Tag, den man niemals vergessen wird. «Wenn wir unsere Fotos anschauen, werden wir gleich wieder erfüllt mit der Freude, wie wir sie an diesem Tag empfunden haben».
Heiraten – unbegrenzte Möglichkeiten