In weiten Teilen der Kirche geht man davon aus, dass Israel als Volk Gottes durch die Kirche ersetzt wurde. Konsequenterweise hat es keinen Anspruch auf das Gebiet des heutigen Staates Israel. Demnach bestünde heilsgeschichtlich keine Bedeutung für die Welt und speziell für die christliche Kirche.
Schon in der Ur-Kirche wurde aber über das Verhältnis zwischen der jüdischen Gemeinde und den Jesus-Gläubigen diskutiert. Apostel Paulus nimmt speziell im Römerbrief, Kapitel 9 bis 11, pointiert Stellung: «…lass dir gesagt sein: Nicht du (gemeint: christliche Gemeinde) trägst die Wurzel (gemeint: Volk Israel), sondern die Wurzel trägt dich.» (Römer 11,18) In der Bibel werden die drei Grundverheissungen Gottes an Abraham (Genesis 12, 1-3), nämlich Land, Volk, Segen wiederholt bestätigt. Gott erfüllt seine Verheissungen. Mit der Staatsgründung Israels wurde im Erfüllungsprozess ein Markstein gesetzt. Daraus folgende Entwicklungen wie die Urbanisierung von Wüstengebieten (Jesaja 32,15; 35,7), die Sammlung und Rückkehr von Juden in das «verheissene Land» (Jeremia 12,15; Hesekiel 37, 21-23), zeugen davon, dass Gott zu seinem Wort steht und handelt. Auch das Entstehen der sogenannten «jüdisch-messianischen Gemeinden», das heisst Juden, welche Jesus als ihren Messias erkannt und anerkannt haben, ist ein Zeichen dafür. Bei allen kritischen Anfragen, die man – wie bei jedem anderen Staat – an Israel und seine Autoritäten haben darf, scheint es klar: Heilsgeschichtlich gesehen ist er sehr bedeutungsvoll.
Heilsgeschichtlich bedeutungsvoll