«Gott half mir durch die Krise»
Im thurgauischen Hefenhofen kam es zu einem besonders komplexen und gravierenden Fall von Tierquälerei mit über 50 Gerichtsurteilen. Über ein Jahrzehnt lang durfte ein Bauer und Pferdezüchter Tiere halten, obwohl er als Tierquäler vorbestraft war. Der umstrittene Hof wurde zwangsgeräumt, als im August 2017 Bilder von misshandelten Tieren publik wurden. Die Empörung richtete sich rasch gegen die Thurgauer Behörden und den zuständigen Regierungsrat Walter Schönholzer. Der Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission bestätigte gewisse Versäumnisse.
Zu gutgläubig
«Die Behörden waren nie untätig, in der Durchsetzung der Vorschriften aber zeitweise überfordert», sagt Walter Schönholzer rückblickend. Man habe es mit einem uneinsichtigen, gewaltbereiten Bürger zu tun gehabt. Verschiedene Verbände, das persönliche Umfeld, die Justiz und sogar der Bund würden eine Mitverantwortung tragen. «Ich kann vieles nur nacherzählen, denn ich war erst 13 Monate im Amt, als der Fall im Sommer 2017 eskalierte.» Walter Schönholzer ist auch selbstkritisch: «Ich war zu gutgläubig. Der Fall hatte schon meinen Vorgänger im Regierungsrat stark beschäftigt. Ich musste konstatieren, dass man 15 Jahre lang zu keiner Lösung gekommen war und versuchte deshalb, durch eine Art Mediation zu einer Vereinbarung zu kommen, die nicht wieder mit juristischen Mitteln bekämpft würde. Doch das war eine klare Fehleinschätzung. Als dann eine Frau Anzeige erstattete und uns Bilder von der Tierquälerei übergab, war klar: Jetzt wird gehandelt und nicht mehr diskutiert.»
Heftig angegriffen
Für viele Bürger kam dies zu spät und der Departementsvorsteher wurde heftig angegriffen. «Das Schlimmste waren die Berge von anonymen Drohbriefen, hasserfüllte Mails und empörte Telefonanrufe. Sogenannte Tierschützer liessen jeden menschlichen Respekt vermissen. Man forderte ein Köpferollen. Einige Medienschaffende und auch Parlamentarier, die mich und meine Werte eigentlich kennen sollten, stimmten in dieses Konzert ein. Das hat mich überrascht und sehr betroffen gemacht», blickt Schönholzer zurück. In solch einer Krise brauche man Anker, nebst seiner Frau und guten Freunden sei dieser Anker eindeutig Gott gewesen. «Man sucht instinktiv nach einem Halt und einer Quelle der Kraft.» Er sei kein Vorzeigechrist, aber in seiner Familie würden die christlichen Werte hoch gehalten. So sei es naheliegend gewesen, auch im Gebet Hilfe zu suchen. Eine seiner Töchter habe ihm in dieser Zeit das Buch ‹Ich bin bei dir. 366 Liebesbriefe von Jesus› von Sarah Young geschenkt. «Ich lese fast jeden Tag darin. Es gibt mir genau das, was ich brauche.»
Nie an Gott gezweifelt
Natürlich habe er sich gefragt, warum gerade ihm das passierte. «Ich habe nie eine Antwort gefunden, aber deshalb auch nie an Gott gezweifelt. Ich musste die Krise einfach akzeptieren.» Jede Krise habe ihren Sinn, ist Walter Schönholzer überzeugt: «Ich bin meiner Frau heute nach 25-jähriger Ehe näher denn je. Ich habe auch realisiert, dass wir trotz all der lieben und guten Menschen ohne Gott nicht bestehen können.» Er habe viel gelernt: «Ich werde wohl gegenüber gewissen Menschen etwas zurückhaltender sein. Wichtig ist mir, dass ich meine Entscheidungen und mein Handeln stets vor meinem Gewissen und vor Gott verantworten kann.»
(Andrea Vonlanthen, 29. März 2019)
«Gott half mir durch die Krise»