«Göttliche Landschaft» eröffnet
Bei der Kartause Ittingen und im Raum Fischingen setzen sich Künstlerinnen und Künstler mit dem Verhältnis von Staat und Kirche beziehungsweise Gesellschaft und Religion auseinander. Die Installationen wurden eigens für das Jubiläum der beiden Landeskirchen geschaffen. «Göttliche Landschaft» stellt die Frage buchstäblich in den öffentlichen Raum, ob Religion im Thurgau lediglich Privatsache ist oder ob ihr auch eine gesellschaftliche Relevanz zukommen soll», erläutert Projektleiter Reto Friedmann.
Himmelsleiter in Ittingen
In der Kartause Ittingen verwandelte der Walliser Künstler Vincent Fournier die lange Treppe im Rebberg in eine «Himmelsleiter». Dabei hat er die Treppenstufen symbolisch den Tagen des Kirchenjahres zugeordnet. So ergibt sich ein begehbarer Kalender. Feiertage wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten wie auch Gedenktage von Heiligen sind darauf abgebildet. Auf der Treppenstufe des 25. September ist beispielsweise der figurativ gemalte Bruder Klaus zu sehen, wie er kniend betet. Die Grundfarbe der Himmelsleiter ist in verschiedenen Hellblau-Tönen gehalten und verweist metaphorisch auf den Himmel, der sich so visuell auch über die Treppe nach unten bewegt.
Bildstöckli in Fischingen
Auf dem Weg vom Kloster Fischingen zur Ottenegg gibt es verschiedene Bildstöckli von Studierenden der Kunsthochschule Luzern zu entdecken. Bildstöckli sind kleine Häuschen, die mit Marienfiguren, Kreuzen, Kruzifixen, Heiligenfiguren und -bildchen, Gebeten, Blumen, Kristallen, Fundstücken aller Art und mit Kerzen ausgestattet sind. Die beiden Studierenden Mario Gisler und Fabienne Gähwiler beispielsweise haben eine solche Wunderkammer aus alltäglichen Fundgegenständen wie Fenstern, Alufolie, Muscheln und vielem mehr erstellt. Ihr Bildstock nennen sie «Kraft Kuchen».
Opaion auf der Ottenegg
Auf der Ottenegg angekommen, lädt die Installation «Opaion» des Thurgauer Künstlerduos «steffenschöni» zum Staunen und Verweilen ein. Das Wort «Opaion» bezeichne eine Öffnung in der Decke eines Tempels. Ihre Arbeit an diesem Ort ist eine Reaktion auf die landschaftliche Situation, in der eine Mariensäule aus der Zeit des Kulturkampfs wie eine Kompassnadel über dem steil abfallenden Gelände steht. Das Duo nimmt auf, was bereits vorhanden ist und fügt eine runde Stahlplatte hinzu. Die Platte spiegelt bei schönem Wetter den Himmelsausschnitt über ihr und bei Regen ist ihre Oberfläche von den auftretenden Regentropfen bewegt.
Weitere Informationen auf: www.150himmel.ch
(Mirjam Bührer)
«Göttliche Landschaft» eröffnet