Glocken und Stille gehören zusammen
«Die Menschen würden die Kirchenglocken vermissen. Unsere Amriswiler Kirche ist im Moment stumm, und die Zeiger der Turmuhr stehen still auf 12 Uhr, weil Läut- und Uhrwerk einer Totalrevision unterzogen werden. Spätestens an Ostern wird wieder alles normal sein. Als Mesmer werde ich von den Menschen darauf angesprochen. Sie vermissen das Läuten der Glocken und den Stundenschlag.
Am meisten fehlt das Glockenläuten bei den kirchlichen Abdankungen. Für mich und für viele Menschen hat das Glockengeläute beim Abschied von einem lieben Menschen auf dem Friedhof neben der Kirche eine besondere Bedeutung. Es berührt, wenn sich die Trauergemeinde unter dem Läuten der Kirchenglocken – die Trauerglocken läuten zehn Minuten – zum Abschied von einem verstorbenen Menschen auf dem Friedhof versammeln. Wenn das Geläute verstummt ist, folgt der Stundenschlag: die vier Schläge für die Viertelstunden und dann die zwei Schläge für die vollen Stunden, weil bei uns die Abdankungen auf dem Friedhof meist um 14 Uhr beginnen.
Nach dem letzten Schlag ist es einen Moment lang mucksmäuschenstill – ein Leben ist zu Ende gegangen –, bevor die Pfarrperson sich an die versammelten Menschen richtet und Trost spendet. Das ist ein berührender Moment: Der letzte Glockenschlag und dann die kurze Stille... Jetzt, wo die Kirchenglocken nicht in Betrieb sind, fehlt dieser Moment beim Abschied auf dem Friedhof.»
Glocken und Stille gehören zusammen