«Geschichten» bleiben lebendig
«Wie diese Journalistinnen und Journalisten in dieser Gesprächsrunde, so wollte ich auch einmal werden», antwortet Esther Simon auf die Frage, was sie in jungen Jahren bewegt habe, Journalistin zu werden. Sie erinnert sich an den legendären Frühschoppen mit Werner Höfer, den sie als Jugendliche im Fernsehen schaute. Es habe dann aber noch ein paar Jahre gedauert, bis sie 1977 nach einer Tätigkeit in einem Buchverlag und an der Universität St. Gallen bei der Thurgauer Zeitung angefangen habe.
Menschen gerne haben
«Man muss sie hören alle beede», das ist für sie der wichtigste Grundsatz in ihrer journalistischen Arbeit bis heute. «Man muss die Menschen gerne haben und sie immer fair behandeln», führt Esther Simon aus. Dankbarkeit bestimmt ihren Rückblick auf 45 Berufsjahre und die Einsicht, dass nicht alles in ihren eigenen Händen lag. Starker Wille, Schaffenskraft und Gesundheit waren wesentlich. Und die vielen Begegnungen mit interessanten und liebenswürdigen Menschen: «Einige Kontakte pflege ich auch heute noch. Natürlich freut es mich, wenn sich Leute noch an ‹Geschichten› erinnern, die ich – manchmal vor Jahren – geschrieben habe. Prägend waren sicher die vielen Nächte und Sonntage, die ich durchgearbeitet habe. Geschadet hat es mir nicht!»
Geschichte relativiert Lebensereignisse
Historische Themen habe sie immer gern behandelt. «Wenn man sich mit Geschichte befasst, relativiert das ein paar Ereignisse im eigenen Leben.» Ihr besonderes Interesse führte dazu, dass sie mit einem ihrer Texte verhindern konnte, dass die SBB einem Neigezug den Namen Alfred Huggenberger gaben. «Daraus entstand eine sehr kontrovers geführte Debatte im Kanton, denn der Thurgauer Bauerndichter Huggenberger stand im Verdacht, mit den Nazis sympathisiert zu haben. Eine Studie, welche der Kanton dann in Auftrag gab, entkräftete den Vorwurf teilweise», erinnert sich Esther Simon.
«Nichts Sinnvolleres»
Über die Wahl in die Redaktionskommission des Kirchenboten habe sie sich sehr gefreut. «Die Arbeit beim Kirchenboten erachte ich als sehr sinnvoll. Der Kirchenbote wird gelesen, das erfahre ich immer wieder. Es gibt vielleicht nichts Sinnvolleres als die Frohe Botschaft weitergeben zu dürfen. Als Christin freue ich mich, an dieser Arbeit mitzuwirken.» Ein Projekt, das sie selbst im Rahmen ihrer neuen Tätigkeit angehen möchte: «Über das Alter schreiben. Es ist ja nicht so, dass die Älteren nur eine Last sind für die Gesellschaft und viel kosten, wenn sie krank sind. Dieses Thema wird leider immer wieder etwas zu einseitig dargestellt.»
(23. März, Text: Karin Kaspers-Elekes, Bild: Roman Salzmann)
«Geschichten» bleiben lebendig