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Geplante Hochschule sorgt für Unmut

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14.03.2017
In der Waadt soll ab September ein Theologiestudium auf Fachhochschulniveau angeboten werden. Die Westschweizer Kantonalkirchen lehnen eine Zusammenarbeit ab. Reformierte Sympathisanten gibt es aber trotzdem.

Ein sonniger Samstag im Vorfrühling. Rund vierzig junge Leute haben sich nach Saint Légier oberhalb von Vevey begeben. Nicht, um den fantastischen Blick auf See und Berge zu geniessen, sondern weil sie sich überlegen, hier ab nächsten Herbst Theologie zu studieren. Het-Pro heisst das neue Ausbildungsinstitut, das hier einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Het steht für «Haute Ecole de Théologie» (theologische Fachhochschule), Pro für «protestante, professante, professionnalisante»: Evangelisch, bekennend, berufsbildend. Historisch geht die Het-Pro aus dem 1925 gegründeten «Institut Bibliqe d’Emmaüs» hervor, das schon jetzt eine freikirchliche Pfarrerausbildung anbietet und mit der neuen Form nach der staatlichen Anerkennung als Fachhochschule strebt.

Gemischte Reaktionen
«Wir freuen uns, dass die Freikirchen die Ausbildung ihrer Pfarrpersonen verbessern wollen», sagt Xavier Paillard, Synodalratspräsident der waadtländischen reformierten Kantonalkirche EERV. Was ihn dagegen weniger erfreut: Die neue Ausbildungsstätte geniesst auch in reformierten Kreisen breite Sympathien. Zu den Initianten gehört Jean-Claude Badoux, emeritierter Präsident der ETH Lausanne und des Synodalrats der EERV. Reformierte Pfarrpersonen haben an der Ausarbeitung des Konzepts mitgewirkt. Shafique Keshavjee, bekannt durch seine Bücher zum interreligiösen Dialog, gehört zum Direktionskomitee. Auf der Unterstützerliste finden sich bekannte Namen aus Politik und Wirtschaft, darunter Heks-Präsident Claude Ruey.

Grund für den Zuspruch auch von reformierter Seite ist ein tiefgehendes Unbehagen gegenüber der aktuellen Westschweizer Pfarrerausbildung. Diese sieht vor, dass für den Pfarrberuf ein Master an einer anerkannten theologischen Fakultät erworben werden muss. Das universitäre Studium ist rein akademisch. Biblische Texte werden als historische Dokumente gelesen und nicht als Glaubensgrundlagen. «In Lausanne bringen sie dir bei, dass der Gott des Alten Testaments eine Erfindung der Perser ist», sagt Robin Reeve, der an der Het-Pro Altes Testament unterrichten wird.

Die Praxis kommt später
Hinzu kommt, dass Westschweizer Studierende mit dem Wunsch, Pfarrer zu werden, während des Universitätsstudiums von ihren Kirchen kaum begleitet werden. Es fehlen die in der Deutschschweiz üblichen Mentorate, Eignungsgespräche oder Praktika während des Studiums. Die praktische Ausbildung kommt erst danach. Dass dieser Status quo unbefriedigend ist, sieht auch Xavier Paillard: «Wir setzen alles daran, unsere Zusammenarbeit mit den Fakultäten zu intensivieren. Aber da gibt es noch Arbeit.»

Auf die Universität will Paillard nicht verzichten: «Der akademische Rahmen muss auf jeden Fall erhalten bleiben», sagt er. Es gehe um interdisziplinären Austausch, Offenheit für gesellschaftliche Fragen. Ausserdem gehöre eine gewisse Distanz zu Glaubensinhalten im Studium zur reformierten Identität: «Wir wollen unseren Studierenden nicht bloss die rechte Lehre vermitteln.» Ähnlich äussert sich Jean-Daniel Macchi, Dekan der theologischen Fakultät Genf: «Eine anspruchsvolle akademische Pfarrerausbildung entspricht dem reformierten Kirchenverständnis».

Die Gräben werden tiefer
Für Jean Decorvet, Rektor der künftigen Hochschule, sind akademische Exzellenz und bekennender Charakter dagegen kein Widerspruch. In angelsächsischen Ländern gebe es da viel weniger Berührungsängste. Der ehemals reformierte Pfarrer hat seine Ausbildung zum Teil in den USA absolviert. Aktuell ist er Mitglied einer anglikanischen Gemeinde.

Laut Decorvet hat sich der Graben zwischen Evangelikalen und Liberalen in der Westschweiz in den letzten zwanzig Jahren vertieft. Theologische Differenzen haben an Gewicht gewonnen. So hat die EERV vor ein paar Jahren gegen heftigen evangelikalen Widerstand die mögliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare beschlossen. Decorvet kann es sich dagegen nicht vorstellen, einen in Beziehung lebenden Homosexuellen zum Studium zuzulassen.

Grosses Interesse
Wie geht es jetzt weiter mit der neuen Hochschule? «Da kann man noch gar nichts dazu sagen. Das ist ja noch gar keine Hochschule, das will erst eine werden», sagt Xavier Paillard von der waadtländischen Kantonalkirche. Auch Jean-Daniel Macchi meint, es sei noch viel zu früh, sich über allfällige Anerkennungen zu äussern. Im Übrigen findet er die aktuelle zweiteilige Pfarrerausbildung vollkommen ausreichend. Ob die Studierenden das auch so sehen? Dutzende von jungen Leuten interessieren sich für ein Studium an der Het-Pro. An der theologischen Fakultät Lausanne gibt es in diesem Jahr einen einzigen Studenten mit dem Berufswunsch Pfarrer.

Marianne Weymann / ref.ch / 14. März 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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