Freiwilligenarbeit ist unentbehrlich
Am ersten Novembersamstag herrscht im evangelischen Kirchenzentrum in Bischofszell emsiges Treiben. Auf langen Tischreihen stehen Boxen, gefüllt mit Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Körperpflegeprodukten, Schreibutensilien und Spielsachen. Frauen stellen jene Pakete für Erwachsene und Kinder zusammen, die in Osteuropa dankbare Abnehmer finden werden. Die jährliche Aktion «Weihnachtspäckli» ist ein Beispiel für den Einsatz von Freiwilligen in der Evangelischen Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil.
Stelle verdeutlicht Stellenwert
«Freiwilligenarbeit wird bei uns seit Jahrzehnten geleistet. Ohne sie ginge es gar nicht», sagt Marcel Rüegger, Präsident der Kirchenvorsteherschaft. Von Freiwilligen gingen auch wichtige Initiativen aus, ihre Inputs seien eine Bereicherung. Den hohen Stellenwert dieser Mitarbeit verdeutlicht der Umstand, dass 2012 eine Stelle geschaffen wurde mit dem Ziel, freiwillige Helferinnen und Helfer zu betreuen und zu beraten.
Derzeit engagieren sich in der knapp 3000 Mitglieder zählenden Kirchgemeinde rund 200 Frauen und Männer in Bereichen wie Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit oder in Form der Mithilfe im Gottesdienst. Vor 15 Jahren waren es sogar noch mehr, nämlich rund 300. Die Tendenz sei leicht sinkend, sagt Rüegger. «Freiwillige kann man nie genug haben, doch im Moment dürfen wir zufrieden sein.»
Vereine haben mehr Probleme
Zur gleichen Einschätzung kommt Felix Romann. Der Präsident der Vorsteherschaft der Evangelischen Kirchgemeinde Weinfelden sagt: «Wir leben gewissermassen von den Freiwilligen.» Deren Mitarbeit werde in Zukunft sogar noch wichtiger werden, gibt Romann zu bedenken und weist darauf hin, dass in den nächsten zehn Jahren im Thurgau etwa die Hälfte aller Pfarrpersonen in Pension gehen wird. Derzeit könne man in Weinfelden auf die Mitarbeit von 300 Personen zählen, die regelmässig oder einmalig zum Einsatz kämen.
Neun der 61 evangelischen Kirchgemeinden sind Mitglied bei «benevol» Thurgau. Diese Organisation sensibilisiert die Gesellschaft für das Thema Freiwilligenarbeit, berät Freiwillige und bietet Vermittlungsplattformen an. Laut Geschäftsleiterin Conny David bekunden Vereine vermehrt Probleme bei der Rekrutierung von Freiwilligen, während es bei sozialen, humanitären und kirchlichen Institutionen noch besser aussehe. «Der Wille, sich ehrenamtlich zu engagieren, hat nicht generell abgenommen, aber er verlagert sich», erklärt David.
Freiwilligenarbeit ist unentbehrlich