Frauen stärken Frauen
Nach 13 Jahren verlässt Ruth Grünenfelder die Beratungsstelle der Thurgauischen Evangelischen Frauenhilfe (tef) an der Bahnhofstrasse 5 in Weinfelden infolge Pensionierung. Rosmarie Günthör hat anfang Januar ihre Nachfolge angetreten. Weil sich die beiden Frauen als diplomierte Sozialarbeiterinnen schon seit Jahren kennen, verläuft der Übergang reibungslos. Diese Kontinuität ist wichtig, denn auf der Beratungsstelle geht es ausschliesslich um den Menschen. Die tef arbeitet seit 1901 auf christlicher Grundlage. Die Beratungsstelle berät, begleitet und fördert Frauen und unterstützt sie in finanziellen Notlagen. Auch führt sie eine Trennungs- und Scheidungsberatung durch. «Es ist nicht so, dass wir Trennungen und Scheidungen fördern, aber wir helfen den Frauen, und manchmal auch Männern; denn oft haben sie eine lange Leidenszeit hinter sich», sagt Ruth Grünenfelder. Sie betont, dass die Hauptverantwortung aber bei den Betroffenen liege: «Die Menschen kommen freiwillig zu uns.» Die Dienste der Beratungsstelle sind kostenlos und offen für alle Konfessionen und Nationalitäten.
745 Kontakte im 2017
Die Hilfe zur Selbsthilfe und die Förderung der Eigenständigkeit der Frauen war für Ruth Grünenfelder immer eine Herzensangelegenheit und Verpflichtung zugleich. Dabei achtete sie immer auf die Wahrung einer professionellen Distanz. «Ich wollte nie einen Sozialtourismus. Ganz selten habe ich Nothilfe in Form von Bargeld geleistet, aber ich habe hie und da Einkaufsgutscheine abgegeben.» Die Beratungsstelle in Weinfelden wird von einem Verein getragen, der sich unter anderem durch Beiträge vom Kanton und der Evangelischen Landeskirche finanziert. 2017 konnten auf der Beratungsstelle 237 persönliche Beratungsgespräche geführt werden. Dazu kamen 343 telefonische und 165 Kurz- oder schriftliche Beratungen und die ganze Administration; denn jedes Gesuch wird eingehend geprüft.
Rückkehr zum tef
Ruth Grünenfelder hat sich auf ihre Pensionierung gefreut. «Aber es kommt sicher die Zeit, da ich meine Arbeit vermissen werde», sagt sie nachdenklich. Ihre Nachfolgerin Rosmarie Günthör hat vor über 30 Jahren, während ihrer Ausbildung zur Sozialarbeiterin, ihr Praktikum bei der legendären Anna Forster absolviert. Nach Abschluss der Ausbildung folgten eine mehrjährige Tätigkeit bei einem Sozialdienst sowie Festanstellungen und zahlreiche Stellvertretungen bei der Beratungsstelle tef. Die letzte Herausforderung hatte Rosmarie Günthör bei der Kesb Arbon zu bewältigen. Ruth Grünenfelder freut sich, dass der tef-Vorstand Rosmarie Günthör zu ihrer Nachfolgerin gewählt hat.
(Esther Simon, 22. Januar 2018)
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