Feuerwehren ohne Grenzen
«Habt Ihr Zeit, morgen eine Delegation zu empfangen?» Pfarrer Tibor Elekes erinnert sich noch ganz genau an den Anruf von Andrin Florin, Mitglied der Synode der Zürcher reformierten Landeskirche, ganz genau. Die Saat der ersten Begegnung ging auf. Es wuchs ein zweijähriges Dorfprojekt, in dem die Horner Bevölkerung eine Einrichtung für mit Behinderung lebende Kinder und Jugendliche durch den Bau einer Mensa unterstützte. Ihr Name: «Vergissmeinnicht ». Er sollte Programm werden.
Verantwortung übernehmen
Die Mitglieder der Stiftung des Rotary Clubs Rorschach Arbon sahen die Notwendigkeit, «Vergissmeinnicht» um eine geschützte Werkstatt zu erweitern. Kurzentschlossen reisten drei Mitglieder mit Tibor Elekes, selbst Rotarier, in die Westukraine. Das Projekt gewann Gestalt. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Die Gäste aus dem Thurgau besichtigten auf ihrer Reise den Stützpunkt der Feuerwehr Dercen. Rafael Heer, Präsident des Feuerwehrverbandes Thurgau, staunte nicht schlecht: Diese Feuerwehr war eine kirchliche! «Sie ist aus der Not geboren», erzählte ihr Initiator Miklós Zsukovszky, dortiger Pfarrer und Dekan. «Die staatliche Versorgung reicht nicht für ein Minimum. Wir müssen selbst aktiv werden.» Rafael Heer sah bald, dass hier viele engagierte Feuerwehrfrauen und -männer mit geringsten Mitteln im Einsatz stehen. «Hier braucht es dringend Unterstützung!»
Direkthilfe unter Feuerwehren
Diese kommt seitdem auch aus dem Thurgau. Sieben Schweizer Feuerwehroffiziere oder Instruktoren reisten im April 2018 zusammen mit Tibor Elekes als Dolmetscher zu einer mehrtägigen Übung nach Dercen, um die dortige kleine kirchliche Feuerwehr mit dringend nötigem Material und Knowhow zu versorgen. Aber nicht nur die Aktiven der Dercener Feuerwehr – unter ihnen auch der Bischof der ungarischsprachigen reformierten Kirche in Transkarpatien, Sándor Zán Fábián – lernten von dieser Begegnung, so resümieren die Schweizer Feuerwehrler. «Was für uns in der Schweiz selbstverständlich ist, ist es in der Ukraine nicht in jedem Fall. Man muss improvisieren und sich selber zu helfen wissen, um weiterzukommen. Und trotz aller grossen Herausforderungen sind die Menschen fröhlich und herzlich!» Das Projekt lebt, Beziehungen sind entstanden. «Einer trage des anderen Last!», dieses Gesetz Christi wird hier in die Tat umgesetzt. Ein ökumenisches Zeichen: auch die Katholische Kirchgemeinde Arbon hat einen Betrag für die Projektunterstützung gesprochen, dessen aktive Fortführung die Beteiligten bereits ins Auge fassen. Sie planen, auch 2019 den nicht ganz einfachen Weg über die Grenzen zu nehmen, um die Begegnungen und die Ausbildung der kirchlichen Feuerwehr in Dercen zu intensivieren.
(23. September 2018, Karin Kaspers-Elekes)
Feuerwehren ohne Grenzen